Lodenmantelgeschwader
- Breitseiten und Retoursalve -
Zum  Artikel des ehemaligen Chefs des Fuhrungsstabes der Streitkrafte und Stellvertreters des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generalleutnant a. D. Siegfried F. Storbeck

Vor dem Hintergund um die derzeit laufenden Vorstöße von BMVg Jung, das Grundgesetz im Hinblick auf die Auslandseinsatze sowie den Einsatz im Inneren auszuhöhlen und zu verbiegen, kommt Storbecks Pamphlet durchaus nicht zu unterschatzende Bedeutung zu.
Storbeck, der lediglich pars pro toto fur die reaktionare Gesinnung des Lodenmantel-Geschwaders steht, liefert namlich die ideologische Fundierung fur die Umorientierung der Bundeswehr nach dem Muster der alten Wehrmacht - es geht schlicht darum, die Truppe verfugbar zu machen fur die neuen Einsatze im Inneren und im Ausland, ganz so wie es Hitlers Wehrmacht dies ehedem "geleistet" hat.
  

Veröffentlicht in "Die Welt"
Im Geist von Scharnhorst 
Gastkommentar: Traditionspflege in der Bundeswehr 
von Siegfried F. Storbeck
 

“Wider den Ungeist des Traditionalismus’” 

Eine Replik auf Siegfried F. Storbeck: “Im Geist von Scharnhorst”, in: Die Welt vom 2. Mai 2006

Das “positive Bild” der Bundeswehr im Jubiläumsjahr “wird getrübt durch ihren Umgang mit der Tradition”, lässt der längst außer Dienst gestellte General Storbeck in seiner Suada wider den Zeitgeist verlauten. Wo er Recht hat, hat er Recht, wurde doch die Bundeswehr von eben jenen militärischen Erfüllungsgehilfen installiert, die soeben noch dem GröFaZ bei dem “ungeheuerlichsten Eroberungs-, Vernichtungs- und Versklavungskrieg der jüngeren Geschichte” (Ernst Nolte) willig zur Hand gegangen waren. 

Nahezu ungebrochen durch die von Beginn an geradezu fanatisch bekämpfte, weil durch den Grafen Baudissin wahrlich revolutionär angelegte Neukonzeption des deutschen Militärs, floss der Geist der alten in die neue Wehrmacht. 

Dies stellt den unübersehbaren und zugleich irreversiblen Geburtsmakel der Bundeswehr dar – weshalb Storbecks Polemik zutreffender mit dem Rubrum: “Im traditionalistischen Ungeist” zu betiteln gewesen wäre. Dass Herr General mit solcherart Attitüde eben diejenigen “einzelnen jüngeren Stabsoffiziere und Militärhistoriker” diffamiert, die unentwegt die Fackel baudissinscher Aufklärung durch die Reihen der Fleckgetarnten tragen, kann daher nicht wirklich überraschen. Entlarvend und zugleich idealtypisch für die reaktionäre Gesinnung, mit der Traditionalisten vom Schlage Storbecks gemeinhin hausieren zu gehen pflegen, ist sein Petitum, “die geistige Haltung und das damit verbundene historisch erprobte soldatische Wertebewusstsein des Offizier- und Unteroffizierkorps nicht einem kurzatmigen Zeitgeist zu überlassen.” 

Fragt sich nur, wo das so pathetisch beschworene soldatische Wertebewusstsein im Jahr 2003 abgeblieben war, als die Bundesregierung der deutschen Generalität befohlen hatte, mit der Bundeswehr das angloamerikanische “Völkerrechtsverbrechen” (Reinhardt Merkel) im Irak zu unterstützen. 

Denn wie hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in seinem Jahrhunderturteil vom 21. Juni 2006 konstatiert: “Die Beteiligung an einem völkerrechtlichen Delikt ist selbst ein völkerrechtliches Delikt.” Dass die goldbetressten Karriereoffiziere aufgrund intellektueller Insuffizienz nicht hatten erkennen können, was da vor sich ging, wird man mit Fug und Recht ausschließen dürfen. 

Denn immerhin hatte sich bereits ein in der Etappe befindlicher subalterner Bundeswehrmajor als fähig erwiesen, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, wie die Leipziger Bundesrichter ihm schlagend bestätigten. Da Dummheit ergo auszuschließen ist, bleibt nur noch die zweite Alternative zur Erklärung – und die lautet: Opportunismus, Feigheit, Skrupellosigkeit. Mit einem Satz: Die militärische Führung der Bundeswehr hat auf Anordnung der Bundesregierung willfährig und vorbehaltlos schweren Völkerrechts- und zugleich Verfassungsbruch begangen, indem sie mit Tausenden von Soldaten dem Imperium Americanum Beihilfe zu einem glasklaren Aggressionskrieg leistete. 

Ein in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang präzedenzloser und zugleich völlig inakzeptabler Akt politischer Kriminalität! Der Skandal besteht indes darin, dass sich die militärischen Handlanger des Völkerrechtverbrechens nach wie vor in Amt und Würden befinden und auch kein einziger der politisch Verantwortlichen bislang zur Rechenschaft gezogen wurde. 

Hätte die deutsche Generalität auch nur einen Funken Ehrgefühl sowie Rechts- und Moralbewusstsein im Leibe, so hätte der Generalinspekteur im Verein mit seinen Teilstreitkraftinspekteuren sich geweigert, den völkerrechts- und verfassungswidrigen Ordres der rot-grünen Bundesregierung Folge zu leisten – ganz so wie dies, leider als einziger in der gesamten Armee, der Bundeswehrmajor Florian Paff vorbildhaft demonstriert hat. 

So wie die Dinge derzeit liegen, lässt sich  freilich nur eines fordern, nämlich die Goldbesternten dorthin zu befördern, wo Storbeck sich bereits befindet: ab ins Lodenmantelgeschwader.

Jürgen Rose, Oberstleutnant und Publizist, München
 
 

Eine Dokumentation in englischer Sprache zur (Un-) Tätigkeit eines Verteidigungsministers:
Rumsfeld samt Kommentaren eines ehemaligen Blair-Ministers und des kanadischen Verteidigungsministers a.D.
 Bürger in Uniform

(c) Andreas Hauß, Mai 2006 http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Aktuelles: http://www.medienanalyse-international.de/index1.htm
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.