Abgegrasst

Während die meisten historischen Archive weit früher geöffnet werden, hielt es Günter Grass erst nach 60 Jahren für angebracht, seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS zu gestehen. Keine Frage, daß der damals 17jährige wegen dieser bloßen Mitgliedschaft (ob freiwillig oder "gezogen" ist übrigens noch ungeklärt) nicht stigmatisiert werden muß. Es geht nicht um den 17jährigen Grass, sondern um den 30-, 50-, 79- und nun fast 80-jährigen.
  

"Ich weiß, dass bis in die Leitartikel dieser Tage Unschuldszeugnisse ausgestellt werden. Wir leisten uns gegenwärtig einen Bundeskanzler, dem die Unschuld, wenn nicht eingefleischt, so doch eingeboren ist. Fix sind abermals die Persilscheine der Fünfzigerjahre zur Hand. Doch was sagen die wiederholten Beteuerungen, es habe die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes von Gaskammern, Massenvernichtungen, vom Völkermord nichts gewusst?

Diese Unwissenheit spricht nicht frei. Sie ist selbst verschuldet, zumal die besagte Mehrheit wohl wusste, dass es Konzentrationslager gab und wer alles in sie hineingehörte: zum Beispiel die Roten und die Juden natürlich. Diesem Wissen ist nachträglich nicht abzuhelfen. Kein selbstgefälliger Freispruch hebt dieses Wissen auf. Alle wussten, konnten wissen, hätten wissen müssen.

Von geschenkter Freiheit wurde Gebrauch gemacht. Das hieß immer wieder: den Mund aufmachen, zu seinem Ja, zum Nein stehen, gegenwärtig sein. Deshalb waren Siegfried Lenz und ich in Warschau dabei, als Willy Brandt im Dezember 1970 den Deutsch-Polnischen Vertrag unterschrieb. Ihres Verlustes bewusst, stimmten der Ostpreuße und der Danziger der Anerkennung der polnischen Westgrenze zu.

Es muss hiervon betont die Rede sein, weil es dem Bundeskanzler kürzlich gefiel, den Vertrag mit Polen ins Zwielicht zu bringen; aus dummer Schläue biederte er sich Vertriebenenfunktionären an und machte sich unglaubwürdig. Dem folgten weitere Zeugnisse seiner Staatskunst: als peinlich ist der Auftritt dieses Kanzlers in Israel erinnerlich geblieben; im Umgang mit dem amerikanischen Präsidenten fiel ihm zum 8. Mai eine Geschichtsklitterung ein, deren auf Medienwirkung bedachtes Kalkül Juden, Amerikaner und Deutsche, alle Betroffenen gleichermaßen, verletzt. Als hätten wir nicht Bürde genug, erweist sich Kohl als zusätzliche Belastung der deutschen Geschichte; doch auch diesen Ballast haben wir uns verdient."

Aus einer Rede von Günter Grass vom 6. Mai 1985. Es geht um die Gräber der Waffen-SS-Leute in Bitburg. Viel Wahres drin. So wie auch Schröder oft viel Wahres und Wichtiges sagte. Rotzgrüne Heuchler und mutmaßliche  Kriegsverbrecher wurden auf diesen Internetseiten dennoch immer als das benannt, was sie sind. Eitle Fatzkes, Kistenkanzler mit ungefärbten Haaren umgeben sich mit Ihresgleichen.  

"Würden Sie diesen Mann noch einmal wählen" fragte damals der "stern". 
Wir ergänzen die Frage:
Wäre Schröder je Bundeskanzler geworden, wenn der Kriegseintritt ein halbes Jahr nach rotzgrüner Machtübernahme erkennbar gewesen wäre ?
Wäre grass je Danziger Ehrenbürger geworden oder gar Nobelpreisträger, wenn seine Waffen-SS-Mitgliedschaft bekannt gewesen wäre ?

Selbstinszenierer sind nun wirklich nicht schwer zu erkennen. Aber sie werden noch immer gewählt und dem Publikum zur Wahl angeboten.
Die politischen Aussagen des Herrn Grass sind also soviel wert wie wenn Schröder von seiner Friedensliebe spricht und Fischer über Ehrlichkeit referiert.
Das literarische Werk möge lesen, wer Spaß dran hat. Germanisten könnten spaßeshalber mal übrprüfen, wo, wie oft und in welchen Zusammenhängen Grass das Motiv der Onanie verwendet: mal auf einem Baum, mal an der Reling. Selten ist es nicht.

Apropos: wer Grass derzeit die Stange hält, ist auch interessant. Gibt es da eine Übersicht ?

(c) Andreas Hauß, Juni 2006 http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Aktuelles: http://www.medienanalyse-international.de/index1.htm
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.