Bundesjagd

Zum besseren Verständnis für die Aufmüpfigkeiten   am Ende der 60er.
So machten wir noch im November 1960 Bekanntschaft  mit der "Großen Politik" - selbst in einer Kleinstadt.
 
 
  

Aus dem MAI-Archiv:


 

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Nummer 268
 

Auftakt zur heutigen Bundesjagd
„Empfangen wie in der eigenen Heimat"
Fackelzug und Großer Zapfenstreich zu Ehren des Bundespräsidenten und seiner hohen Gäste Ansprache und Dank des Bundespräsidenten an Feuerwehr und Bevölkerung von Oelde
Nach  ihrem Eintreffen in Oelde versammelten sich die Teilnehmer an der Bundesjagd im Weinzimmer des Bahnhof-Hotels.  Bundespräsident  Dr.  Lübke in der Mitte,  rechts Bürgermeister Naarmann.
' Oelde. Gestern, am Vorabend der sogenannten „Diplomaten jagd" im Geisterholz, bereitete die Bevölkerung dem Bundespräsidenten Dr. h. c. Heinrich Lübke und den ausländischen Exzellenzen einen herzlichen Empfang. Die Hauptstraßen hatten Flaggenschmuck angelegt, und vor dem Bahnhof-Hotel E. Zurbrüg-gen, in dem die festliche Abendtafel vorbereitet war, fanden sich schon am frühen Abend ganze Scharen von überwiegend Jugendlichen ein, die sich die Auffahrt der Diplomaten nicht entgehen lassen wollten. Der Bundespräsident stat-
Volier Oeft das ganze Haus...
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dienst-Wagen sofort geliefert.
tete gleich nach seiner Ankunft .zunächst der Familie des Fabrikanten Alexander Raestrup einen kurzen Besuch ab, altem Brauch entsprechend, nach dem schon der Altbundespräsident Prof. Theodor Heuss während seiner Amtszeit in jedem Jagd jähr Gast des inzwischen verstorbenen Bundestagsabgeordneten Bernhard Raestrur gewesen war. Im Verlauf des Abends überreichte Bürgermeister Naarmann mit freundlicher Geste allen Jaadteilnehmern ein
originelles . Präsent  mit  Kostproben heimischer Erzeugnisse.
Nach Beendigung der Tafel wartete die Freiwillige Feuerwehr von Oelde mit einer besonderen Ueber-raschung i uf. Sie ehrte den Bundespräsidenten und seine hohen Gäste durch einen Fackelzug, an deren Spitze die auf 35 Mann verstärkte Feuerwehrkapelle mit klingendem Spiel marschierte Zum Glück ließ der starke Abendregen in dieser Stunde nach, so daß die Exzellenzen ohne Regenschirm auf die Balustrade des Bahnhof-Hotels hinaustreten konnten, um diesem musikalischen Auftakt der Bundesjagd beizuwohnen. Den Bahnhofsvorplatz umsäumte eine dichtgedrängte Menschenmenge, die sich schon bei strömendem Regen eingefunden hatte, ohne von der Stelle zu weichen. Höhepunkt dieses Fackelzuges und Abschluß zugleich war der „Große Zapfenstreich", dessen gute Wiedergabe augenscheinlich einen tiefen Eindruck auf den Bundespräsidenten, das diplomatische Korps und die Volksmenge machte. Die Feuerwehrmänner waren mit ihren Fackeln im offenen Viereck aufmarschiert, während in der Mitte die Feuerwehrkapelle unter Stabführung von Musikmeister Huse musizierte.
Bundespräsident Dr. Lübke dankte in einer kurzen Ansprache der Feuerwehr für den Fackelzug und den vortrefflich gespielten „Großen Zapfenstreich"; der Bevölkerung von Oelde dankte er auch im Namen der Diplomaten für den herz-
lichen und, freundschaftlichen Empfang „wie in der eigenen Heimat". Auf die Bundes jagd am Freitag an
 

spielend, betonte Dr. Lübke, eine Jagd könne erst dann erfolgreich verlaufen, wenn ihr eine gute Hege und Pflege des Wildes vorangegangen sei. Das sei aber auch auf das politische Gebiet zu übertragen. Nur wenn eine gute Verbindung zum Ausland gehegt und gepflegt werde, wenn man eine gute Saat ausstreue und hege und pflege, entstehe daraus eine gute Frucht.
Wenn wir heute . in der Welt Schwierigkeiten ausgesetzt seien, betonte der Bundespräsident, so deswegen, weil in der Vergangenheit eine schlechte Saat gelegt worden sei. Unsere Aufgabe sei es. heute, Verständnis im Ausland zu wecken. Die Gelder Bevölkerung trage in. jedem Jahr zu den Bestrebungen, Verständnis zu wecken, in gutem Sinne
bei, indem sie den Diplomaten einen herzlichen Empfang bereite und ein gutes Verhältnis zu den ausländischen Jagdgästen pflege. Dafür gebühre ihr Dank.
Für diese Ausführungen scholl dem Bundespräsidenten lebhafter Beifall entgegen. Die Menschen winkten ihm zu, und er winkte freundlich zurück. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Während des Abmarsches rief der Bundespräsident den Feuerwehrmännern wie auch der Bevölkerung mehrfach ein von Herzen kommendes „Auf Wiedersehen!" zu.
Am Freitagmorgen, wenn diese Zeitung ins Haus kommt, werden die Förster im Geisterholz bereits die Jagd angeblasen haben. Wir wünschen allen Jagdteilnehmern ein frisch-fröhliches „Weidmannsheil!"
Sender Hünenburg für 2. Fernsehprogramm
Beginn der Sendungen voraussichtlich am 1. Januar 1961
Die Bundesregierung habe offenbar die Absicht, mit dem zweiten Fernsehprogramm noch zum 1. Januar 1961 in Nordrhein-Westfalen zu starten, meinte das Katholische .Rundfunkinstitut in Köln in seiner Funkkorrespondenz. Bundeskanzler Dr. Adenauer und 'Ministerpräsident Dr. Meyers hätten sich ausführlich besprochen, und die juristischen Experten beider Seiten sähen keine Schwierigkeiten für diesen Plan. Der "Bund, TXrördrheirr-Westfalen und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) könnten sich zusammentun und Programme bei der „Freies Fernsehen GmbH." und anderen ^Firmen einkaufen. Wahrscheinlich werde das neue Unternehmen „Tel<i-West" heißen.
Wie das Institut weiter erklärt, könnte der Düsseldorf er Landtag mit seiner CDU-Mehrheit' eine Novelle
zum WDR-Gesetz verabsehieden. Dadurch könne neben dem WDR eine eigene Einrichtung für das zweite Programm errichtet, eine Verbindung zum WDR geschlagen und das dritte Fernsehprogramm dem Lande oder dem WDR zugesprochen werden. Nordrhein-Westfalen, so erklärt das Institut weiter, als das dichtest besiedelte Land müsse den Initiatoren als besonders geeignete Startbahn des zweiten Programms, erscheinen.
Nach dem Plan der Bundespost seien folgende Fernsehsender der ersten Ausbaustufe zum 1. Januar 1961 in Nordrhein-Westfalen für das zweite Programm betriebsbereit: Dortmund, Düsseldorf, Bielefeld, (Hünenburg), Aachen und Bonn. Nur der Sender Münster sei aus hochbautechnischen Gründen in diesem Jahre nicht mehr fertigzustellen.