ALS DER TOD NACH RACAK KAM
 
(Stern, Ausgabe: 15 I 05-04-2001 I Seite: 46 I 
Autor/in: 
MARIO R. DEDERICHS, DANIELA HORVATH)  hier der link zum stern
Kommentar:
(c) Andreas Hauß, April 2001
http://www.medienanalyse-international.de
Das Massaker in dem Kosovo-Dorf war der Anfang vom Ende des Slobodan Milosevic. Vor zwei Jahren löste es den Krieg der Nato gegen die Serben aus. Heute ist es ein Hauptanklagepunkt des UN-Kriegsverbrecher-Tribunals gegen den Ex-Diktator. Doch was in Racak wirklich geschah, ist umstritten. Der stern sprach mit Überlebenden des Blutbads sowie internationalen Ermittlern. Und beschreibt detailliert den Hergang des Verbrechens Das Massaker... war  Es war also ein Massaker, von Beginn des Artikels - das fängt schon echt "objektiv" an.
Krieg der Nato gegen die Serben Nana - es war doch kein Krieg gegen das serbische Volk, hatte der Kanzler im Fernsehen gesagt!
Ex-Diktator Wann bitteschön fand der Putsch dieses "Diktators" statt? Waren da nicht mal Wahlen? B. Harden schrieb in der New York Times noch am 1.4.01: "Before last October, he won three elections that were more or less fair." 
...ist umstritten. Der stern sprach... Schon? Nach 27 Monaten, in denen das Umstrittene von der UCK geradegebogen werden konnte?
Der Weg auf den Bebushi-Hügel ist steil und glitschig. Immer wieder rutscht Rame Shabani mit seinen Gummistiefeln auf dem feuchten Gras ab, keucht dann weiter aufwärts.... Rame Shabani hat ein Massaker überlebt, das serbische Polizisten und Milizen am 15. Januar 1999 unter den Einwohnern von Racak im mittleren Kosovo anrichteten - ein Verbrechen, das die Welt erschütterte.  Der Weg ... ist steil und glitschig. Eine passende Metapher für die Racak-Problematik.
...           WAS AN JENEM TRÜBEN WINTERTAG in Racak genau geschah, ist zwischen Gegnern und Befürwortern des Militäreinsatzes bis heute heftig umstritten: Haben die Serben damals tatsächlich 45 unbewaffnete Zivilisten - darunter zwei Frauen und ein Kind - kaltblütig erschossen? Oder haben sich in Racak Kämpfer der kosovarischen Befreiungsarmee UCK mit den jugoslawischen Milizen ein Feuergefecht geliefert und ihre Toten hinterher als unschuldige Opfer präsentiert?  Oder ...hinterher als unschuldige Opfer präsentiert? Wozu noch die Frage des stern? Es war doch sicher ein Massaker, von den ersten Worten (Überlebenden des Blutbads) bis hin zum zentralen Anklagepunkt.
zwischen Gegnern und Befürwortern des Militäreinsatzes (gemeint ist übrigens KRIEG, aber das Lügen mit den Worten geht also noch weiter: "Militäreinsatzes" ) Das hört sich so an, als bestehe dabei ein notwendiger Zusammenhang. Jedoch war - selbst wenn "Racak" wirklich so wie geschildert stattgefunden hätte - der Krieg gegen Jugoslawien dennoch illegal, völkerrechts- und vertragswidrig, sinnlos und amoralisch. Zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns waren die mittlerweile bekannten Racak-Details weitgehend unbekannt, und der Beschluß des Bundestags zur Stellung von Tornados im Oktober 98 fand "vor Racak" statt. Das "Kind" ist übrigens in unsrer bundesdeutschen Sicht ein Kind - aus der Sicht der UCK jedoch ein junger Kämpfer: die Berliner Zeitung berichtete dazu detailliert (s.u.).
Rame Shabani ist 34, aber sein Gesicht ist das eines 50-Jährigen. Shabani sagt, er sei nie Mitglied der UCK gewesen, so wenig wie die anderen Bauern, die an jenem Morgen auf den Bebushi-Hügel getrieben wurden. "Natürlich gab es UCK-Kämpfer auch aus unserem Dorf, 20 oder 30. Doch die hielten Stellung in den Bergen hinter Racak. Niemand von denen war im Ort, um uns zu verteidigen." Alle sagen das in Racak - und manche vorwurfsvoll. Teilweise maskierte serbische Polizisten hatten gegen acht Uhr Osmanis Hoftor eingetreten und die 28 Männer aus ihrem Versteck getrieben. Sie mussten sich auf den schlammigen Boden legen. ...Dann wurden die Männer den Hügel hinauf gescheucht. "Als wir unversehrt hier oben ankamen, dachte ich, wir sind außer Gefahr", sagt Rame. Er habe dann angehalten, um eine Zigarette zu rauchen. 
Sekunden später trat etwa 100 Meter vor ihm ein serbischer Uniformierter mit Maschinengewehr aus dem Unterholz und eröffnete das Feuer auf die 28 Bauern.  "Ich sah meine Nachbarn Sadik Osmani und Lutfi Maliqi vor mir noch zu Boden gehen, dann rannte ich mit meinem Vater und drei anderen, die hinter uns gegangen waren, den Berg hinunter", sagt Rame. Sie versteckten sich in überwucherten Felsnischen. Rame hörte "unzählige Gewehrsalven" und sah "viele Polizisten plötzlich überall den Hügelkamm durchstreifen". Erst am Nachmittag hörte das Schießen auf. Gegen halb fünf trauten sich die Entkommenen aus dem Dickicht heraus - und fanden die Toten: Erst den 35-jährigen Ragip Bajrami. Er lag auf dem Rücken, ihm fehlte ein Ohr, und in der Brust klaffte eine riesige Schusswunde. Ein paar Meter weiter entdeckten sie Sadik und Lutfi, mit Kopfschüssen niedergestreckt. Und noch ein paar Schritte weiter die anderen 20 Leichen: "Da wurde uns klar", sagt Rame Shabani, "dass uns die Polizisten in eine Falle getrieben hatten." Zitternd zündet er sich eine Zigarette an: "Warum rührt ihr das alles noch einmal auf?"
Daß ein Fernsehteam vor Ort war, eingeladen von diesen "serbischen Uniformierten", daß es in le Monde und le Figaro eine Schilderung dieser Ereignisse gab, die sich anders anhören als daß, was Herr Shabani sagt, lesen wir erst später. Was diese französischen Zeitungen schrieben, was das Filmteam aufnahm, fand VOR Beginn des Krieges statt und weckte schon erste Zweifel an der "Massaker- Theorie". Herr Shabani scheint schauspielerische Fähigkeiten zu haben - aber wo ist die Logik dessen was er beschreibt?

- 20 oder 30 "offizielle" UCK-Kämpfer bedeutet (bei 2000 Einwohnern) 1,5 % der Bevölkerung. Zum Vergleich: die reguläre Bundeswehr hat etwa ein Drittel dieses Prozentsatzes unter Waffen.

- wenn jedoch klar ist, daß die Bauern nichts mit denen zu tun hatten: vor was haben sie sich dann verborgen? Wenn um 8 Uhr das Tor eingetreten wurde, aber schon vor 7 Uhr geschossen wurde (s.u.) - was war in der Stunde dazwischen?

- wenn sie den Hügel heraufgetrieben wurden und jemand im Unterholz auf sie lauerte, muß ja ein Plan für dieses Massaker bestanden haben. Nur welcher? Denn was macht es für einen Sinn, jemanden, den man massakrieren will, erst weit außer Schußfeld zu bringen? Wenn diese Serben doch maskiert waren und die Frauen im Keller festgehalten wurden, hätten sie an der nächsten Wand ihr Blutbad durchführen können

- alles fand zwischen 8 Uhr morgens (später im Stern-Artikel heißt es auch viertel vor sieben, s.u.) und dem Nachmittag statt. Berichtet wird von "unzählige Gewehrsalven" . Ein mageres Ergebnis für ein geplantes Massaker. Eine miese Koordination, dazu dann auch noch die Presse einzuladen. Und völlig daneben, die Leichen dann auch noch offen liegenzulassen - normalerweise wirft ein Serbe die doch in ein Massengrab, wenn er sie nicht sogar frißt (Scharpings "Information" 1999 im Spiegel) Der Figaro schrieb am 20.1.99: Verifiers spent the entire day on a hill, which offered a full-lenght view of the village. At about 3 p.m. the police sent a release to the Pristina international press centre, stating that the battle in Racak has resulted in the killing of fifteen KLA "terrorists," and that large amount of weapons was confiscated.

Das Massaker von Racak war nicht das erste, das die Truppen des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic an Kosovo-Albanern begingen - und es war auch nicht das letzte. Doch die Bilder rüttelten die Weltöffentlichkeit auf. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer sah einen "Wendepunkt" erreicht. Der Amerikaner William Walker, damals Leiter der OSZE-Beobachtergruppe Kosovo Verification Mission (KVM), sprach nach der Besichtigung des Tatorts am nächsten Tag als Erster von einem "Massaker" der Serben: ... Die Version der Serben fand zunächst bei französischen Journalisten Gehör, die noch am Abend im Schlepptau der KVM-Einheiten den Ort besuchten. Sie meldeten später einen Toten und mehrere Verwundete, von Exekution keine Spur. Die Herkunft der Toten am nächsten Morgen: "ein Rätsel". Später griffen britische und deutsche Zeitungen die "Zweifel über Racak" auf.  "nicht das erste - nicht das letzte" - was sie begingen oder was man ihnen vorwarf, begangen zu haben?

Und wenn es nicht das erste war - warum sah dann "Joschka Fischer ... einen "Wendepunkt" erreicht"?

Vielleicht weil die Bilder ... die Weltöffentlichkeit aufrüttelten?
D. h. weil es GUTE BILDER gab?
Warum wurde Walker seines Postens enthoben nach diesen Bemerkungen? Warum schreibt das der Stern nicht?
KVM-Beobachter, die allerdings auf einem Hügel postiert waren, anderthalb Kilometer vom Ort entfernt Nochmals: da sitzen KVM-Bobachter eingeladen auf einem Hügel, mit Feldstechern und Kameras und eingeladen, und zugleich wird ein Massaker geplant - nicht in einem Keller, im Dunkeln, nicht irgendwo sonst im Kosovo, sondern am hellichten Tag ebenfalls auf einem Hügel - statt im Sichtschutz des Dorfes?
französischen Journalisten Gehör, die noch am Abend im Schlepptau der KVM-Einheiten den Ort besuchten. Daß diese Journalisten nicht erst am Abend kamen, sondern schon um ca.16.30 zuvor den Ort besichtigt hatten und ihn leer vorfanden - verschweigt der Stern.

Ermine Beqiri, 45, hat an jenem 15. Januar drei Familienmitglieder verloren. Mit ihrem schweren, wollenen Hosenrock und dem weißen Kopftuch der Trauernden sitzt sie auf dem Lammfellsofa in ihrer Stube....Von den Schüssen, die die Familie morgens gegen Viertel vor sieben weckten und die immer näher kamen. Von der überstürzten Flucht von ihrem Hof am oberen Ende des Malhala-Viertels, als sie auf den Anhöhen rund um den Ort schon serbische Polizisten postiert sahen.  "An drei Seiten hatten sie das Dorf umzingelt", sagt ihr Schwager Xhemajl, 46.  Die Menschen in Racak erinnern sich an die Aufmarschformation von MUP-Spezialtruppen der serbischen Polizei in blauen, von Antiterroreinheiten der Armee (SAJ) in grünen und lokalen Paramilitärs in schwarzen Kampfanzügen. ...
 "Wir liefen den steilen Fußweg hinauf, in geduckter Haltung, denn vom Hügel hinter uns wurde geschossen", berichtet Ermine Beqiri, "dann sah ich vor mir meinen Mann stürzen und hinter ihm meinen Cousin, beide waren getroffen." In Panik wandte sie sich um zu ihrem 13-jährigen Halim. "Doch da lag auch mein Kleiner blutend auf dem Weg", ...
Die Berliner Zeitung fragte sich schon am 24. März 2000, wie Halim starb: „Hier starb Halim Beqiri“, sagt ein auskunftswilliger Dorfbewohner,während wir uns einen Hohlweg am Dorfrand hochkämpfen. Er zeigt die Stelle, wo Halim Beqiri lag, dann auf die Hügel gegenüber: „Von dort haben sie ihn erschossen.“ Bis zu jenen Hügeln dürften es  mindesten 500 Meter sein. Ein sonders trauriger Fall, Halim war erst 13 Jahre alt. Sein Tod war vielen Politikern Anlass, immer im Plural von „getöteten Kindern“ zu sprechen. Im OSZE-Bericht erscheint Halim „als Junge (zwölf Jahre alt) Schuss ins Genick“. Daraus machten Journalisten einen „Genickschuss“. In den finnischen Berichten ist Halim der Fall „RA-13-7040F“. Man stellte  bei ihm einen tödlichen Schuss in den Rücken fest, der nicht aus der Nahdistanz abgefeuert wurde. 20 Meter weiter erneut ein Halt. „Hier wurden der Vater von Halim und sein Onkel getötet“, sagt unser Begleiter. Er zeigt wie beide starben, in dem er sich auf die Böschung legt und zu den Hügeln gegenüber schaut. Nur die Köpfe lugten über den Wall. So liegen auch Schützen. Beide starben durch einen Schuss in die Stirn, sagt der Mann. Schließlich gelangen wir auf den Hügel, wo die Leichen einer „Massenhinrichtung“ gefunden wurden, die als grausame Bilder durch die Welt gingen. Nachträglich hat jemand vom HaagerKriegsverbrechertribunal die Fundstellen blau oder rot markiert. Nicht an einer Stelle, sondern verstreut über etwa hundert Meter lagen die Toten in diesem ausgetrockneten Bachbett.  25 Mann, erzählt unser Dorfführer, hätten sich in einem winzigen Stall unterhalb des Hügels versteckt, seien aber von den Serben entdeckt worden. Die Mehrzahl dieser Albaner sei auf den Hügel gestürmt und dort anderen Serben in die Arme gelaufen, die sie  getötet hätten. Was, wenn Männer bewaffnet gewesen waren? Für Dorfbewohner sind solche Fragen tabu. Für sie sind begreiflicherweise alle Toten von Racak Märtyrer. 
Im März 2000 dürfte der Informant der BZ wohl sicher Kosovo-Albaner gewesen sein - anscheinend ebenfalls aus Racak. War der Stern nicht in der Lage, seine Version mit der der BZ abzugleichen?
Ein paar hundert Meter weiter unten im Dorf ähnliche Szenen....Rund 800 der einst 2000 Bewohner hatten im Dorf ausgeharrt; seit Oktober galt eine brüchige Waffenruhe zwischen der jugoslawischen Armee und der UCK. "Wer blieb, der hoffte, die KVM beschützt uns", sagt Agron Mehmeti, 35, einer der beiden  muslimischen Geistlichen im Ort. ... "Zuerst traf es Bajram, er blieb mitten auf der Kreuzung tot liegen. Danach den kleinen Elhami." Elhami ist heute elf, ein blasser Junge mit riesigen, blauen Augen. ... Der Imam bettete das Mädchen neben den Bach und zog Elhami hinter einen Holzverschlag. Als die Polizisten Haus um Haus durchkämmten, konnte er sie genau beobachten: "Sie waren völlig ruhig, die hatten keine Angst vor Terroristen, die ihnen auflauern könnten. Es war, als wüssten sie, dass wir ihnen wehrlos ausgeliefert waren." 
 Über 60 Frauen, Männer, Kinder hatten bei Idrim Hajrizi, 50 Meter bergauf, Zuflucht gesucht. Die großen Gutshöfe versprachen besseren Schutz. Doch überall wiederholte sich die gleiche Prozedur: Serbische Polizisten traten das Tor ein, sperrten Frauen, Kinder und halbwüchsige Jungen ein und trieben die Männer - "Los, haut ab zu eurer UCK!" - in die Todesfalle auf dem Bebushi-Hügel. Aber anders als die Opfer vom eingekesselten Hof von Sadik Osmani konnten die meisten Männer, die aus den anderen Häusern gejagt wurden, entwischen, die Uniformierten verfolgten sie nicht. Heute wissen die Leute von Racak, weshalb: "Die Serben wären ins Schussfeld ihrer eigenen Schützen auf den Hügeln geraten."  Gut neun Stunden lang dauerte die "Polizeiaktion" der Serben an diesem Freitag in Racak. Zwei serbische Kameraleute der Nachrichtenagentur AP durften ausgesuchte Szenen des Einsatzes filmen, den - albanischstämmigen - Kollegen von Reuters wurde der Zutritt zum Dorf verwehrt. Die Fernsehbilder bestätigen, was Agron und andere Dorfbewohner beobachteten: Polizisten mit Strickmützen und Kampfanzügen durchstreifen entspannt die Dorfstraßen, treten hier und da ein Holztor auf, keiner sucht erkennbar Deckung vor Heckenschützen. Dorfbewohner sind nur vereinzelt zu sehen. Dafür präsentieren die Serben dem Fernsehteam ein 12,7-Millimeter- Artilleriegeschütz und rund 30 AK-47-Kalaschnikows, angeblich im Ort sichergestellt. "Es waren nur vier Schnellfeuergewehre", korrigiert Shukri Buja, 35, "und die hatten sie frühmorgens in unserer Stellung in den Bergen erbeutet." Buja ist ein ruhiger Mann, rundliches Gesicht, bedächtiger Tonfall. Er war damals Kommandant der UCK im Gebiet um Racak, Chef der Brigade 161, die die Zone "Neredime" zwischen Lipljan, Ferizaj und Stimlje "verteidigen" sollte. Doch Racak war den Serben ausgeliefert - militärische Unterlegenheit oder strategisches Kalkül? Ex-Kommandant Buja beteuert, er habe mit 700 Leuten gut zwölf Kilometer Frontlinie sichern müssen. "Doch für Racak hatte ich gegen 1000 Serben kaum 100 Mann, und die saßen 1,5 Kilometer weit weg in den Bergen" - mit jenem einzigen Artilleriegeschütz, das der Gegner "völlig überraschend schon vor dem Massaker morgens um sechs erobert" habe. "Acht unserer Soldaten wurden dabei im Gefecht getötet und später auf dem Heldenfriedhof in Mollopolc begraben." Doch Buja räumt ein, von der Bedrohung Racaks gewusst zu haben. Das Dorf habe direkt hinter dem serbischen Polizeistützpunkt in Stimlje "sozusagen auf dem Präsentierteller" gelegen. Was der Ex-Kommandant nicht erwähnt: Am 8. Januar hatten seine Leute am nahe gelegenen Dulje-Pass drei serbische Polizisten aus dem Hinterhalt erschossen. Mit ihrer Guerillataktik hatten die UCK-Kämpfer schon früher grausame Gegenschläge der Serben-Milizen an der albanischen Zivilbevölkerung ausgelöst. Kalkulierten sie eine solche Reaktion wieder ein, um dann durch weltweite Empörung die Nato zum Handeln zu zwingen? Wenige Tage nach dem Massaker meldete die "Washington Post" unter Berufung auf US-Abhördienste von Telefonaten zwischen Jugoslawiens stellvertretendem Ministerpräsidenten Nikola Sainovic und dem Polizeibefehlshaber im Kosovo, Sreten Lukic. Dem Bericht zufolge befahl Sainovic, zur Vergeltung für den Tod der drei Polizisten "schwer zuzuschlagen". Bald meldeten die KVM-Trupps vor Ort, die Serben hätten Panzer auf dem Cesta-Hügel über Racak auffahren lassen. "Drei Tage vor dem Massaker gab ich meinen Leuten Anweisung, besonders vorsichtig  zu sein", bestätigt auch der Ex-UCK-Kommandant. Doch Verstärkung orderte er nicht. "Ich hatte ja noch andere Dörfer entlang der Front zu schützen." Buja ist heute Mitglied im Führungsgremium der extrem nationalistischen Partei PDK des damaligen UCK-Führers Hashim Thaci. Der spricht unverhohlen über die  Provokationsstrategie seiner Truppe, die derzeit in albanischen Hochburgen Südserbiens eine blutige Neuauflage erlebt: "Jede bewaffnete Aktion, die wir unternahmen, würde einen Gegenschlag der Serben nach sich ziehen", sagte er der BBC, "wir wussten, dass wir eine große Zahl von Zivilistenleben in Gefahr brachten."  ES WAR NOCH HELL, als Pepper Tagle und sein Team im orangefarbenen OSZE-Wagen gegen 17 Uhr nach Racak hineinfuhren. Tagle war Mission Commander, Leiter einer KVM-Einheit in Suva Reka, 30 Autominuten von Racak entfernt. Der Amerikaner, pensionierter US-Navy-Mann, hatte das Geschehen in Racak an jenem Tag mit Kollegen von dem Hügel hinter Stimlje beobachtet, den die serbische Polizei ihnen zugewiesen hatte: "Wir hörten Feuergefechte, sahen Rauchwolken durch Artilleriebeschuss, konnten beobachten, wie Häuser unter Feuer gerieten." Vergebens verlangte Tagle am serbischen Checkpoint in Stimlje Zugang nach Racak. "Erst als ihre Leute abgezogen waren, ließen die Serben uns durch." UCK-Kämpfer fand er in Racak nicht, weder lebende noch tote: "Die hatten das übliche Spiel gespielt: aus dem Hinterhalt zuschlagen, dann abhauen. Danach überließen sie ihre Dörfer den Serben. Mit jedem toten Albaner stieg ihre Chance, die Nato in den Konflikt hineinzuziehen." Drei Halbwüchsige kamen Tagle bei der Moschee entgegen. Sie führten ihn zur Leiche des 75-jährigen Nazmi Imeri. "Man hatte ihn niederknien lassen und dann von hinten in den Kopf geschossen. Die Kugeln hatten die Schädeldecke weggerissen."
Weitere Leichen fanden die KVM-Beobachter an diesem Abend nicht, vielen Zweiflern später ein Indiz für die nächtliche Inszenierung eines Massakers. Doch Dorfbewohner berichten, dass die Menschen ihre toten Verwandten sofort nach dem Abzug der Serben von den Straßen holten: "Wir brachten sie in die nächstgelegenen Häuser", sagt etwa Agron Mehmeti, "um sie vor streunenden Tieren zu schützen." KVM-Mann Tagle erinnert sich, dass nur "ganz wenige, völlig verschreckte Menschen" zu sehen waren. "Nur wer Verletzte hatte, brachte sie zu uns." Auch die Leichen auf dem Bebushi-Hügel hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar noch niemand entdeckt. Rame Shabani und die anderen vier Überlebenden der Massenerschießung waren in jener Nacht nicht ins Dorf zurückgekehrt: "Wir versteckten uns im Wald Richtung Petrovo und wagten erst am nächsten Morgen, nach Racak zu gehen." Nur eine kleine Gruppe aufgelöster Frauen bat die KVM-Leute abends um Hilfe. "Sie reichten uns einen Zettel mit den Namen von über 20 Männern, die die Serben verschleppt hätten. Wir sollten im Gefängnis der Nachbarstadt Ferizaj nach ihnen fahnden." Der Mission Commander gab die Nachricht an die dortige KVM-Einheit weiter. Es war längst dunkel, als der Befehl des KVM-Befehlshabers aus Priztina eintraf, mit den Verwundeten sofort das Dorf zu verlassen. Die Lage in Racak sei zu unsicher.  DAS AUSMASS DER TRAGÖDIE wurde erst am nächsten Morgen klar. Gegen neun erschienen drei KVM-Männer aus Priztina am Tatort: der deutsche Diplomat Bernd Borchardt, der irische Offizier Eamonn Smyth und der Londoner Polizist Ian Hendrie. 18 Leichen bargen die KVM-Einheiten unten im Dorf. Zwei Tote, die 16-jährige Hanumshahe Mujota aus Malopoljce (heute Mollopolc) und der 49-jährige Haqif Hysenaj aus Petrovo wurden nicht erfasst, weil sie gleich bei Tagesanbruch zu ihren Verwandten geschafft worden waren. "Auf dem Hügel fanden wir insgesamt 22 Leichen, eine weitere etwas abseits", sagt Commander Smyth. "Am Boden lagen eine Menge Patronenhülsen, praktisch alles AK-47-Munition. Wir prüften, ob die Leichen bewegt worden waren. Wir hoben einige der Toten an und sahen Blutlachen unter ihnen. Die Leute waren also dort getötet worden, waren umgefallen und liegen geblieben. Sie von anderswo herbeizuschaffen, erscheint mir völlig unmöglich. Man hatte ihnen auch keine andere Kleidung angezogen. Die Schüsse gingen bei allen durch mehrere Lagen. Das kann man nur nachahmen, wenn man noch einmal auf alle schießt."   Der Diplomat Borchardt sah sofort, dass die Toten "keine Kombattanten" waren: "Viele trugen die halbhohen Gummistiefel der Bauern. Mit so primitivem Schuhwerk geht keiner in den Wald zum Kämpfen." Als die drei an jenem Tag Zeugenaussagen sammelten, gab es wie auch in der Zeit danach nie Unstimmigkeiten. Hier waren Zivilisten von serbischen Uniformierten ermordet worden. 
Stern-Versionen zum Aussuchen-
welche Aussage gilt?
Die Fernsehbilder bestätigen, was Agron und andere Dorfbewohner beobachteten: Polizisten mit Strickmützen und Kampfanzügen durchstreifen entspannt die Dorfstraßen, treten hier und da ein Holztor auf, keiner sucht erkennbar Deckung vor Heckenschützen. Dorfbewohner sind nur vereinzelt zu sehen.  Der Amerikaner, pensionierter US-Navy-Mann, hatte das Geschehen in Racak an jenem Tag mit Kollegen von dem Hügel hinter Stimlje beobachtet, den die serbische Polizei ihnen zugewiesen hatte: 
"Wir hörten Feuergefechte, sahen Rauchwolken durch Artilleriebeschuss, konnten beobachten, wie Häuser unter Feuer gerieten."
Jeder, der am 8.2.01 in "Monitor" den Racak-Bericht sah, konnte "die Fernsehbilder" selbst begutachten: angesichts der zu hörenden Schüsse und der Deckung suchenden Polizisten konnte von "entspannt" keine Rede sein. Offenbar wird vom Stern die jeweils für die eigene Aussage passende Version der Ereignisse benutzt. Feuergefechte und Artilleriebeschuß sind wohl kaum notwendig, wenn man unbewaffnete Männer heimtückisch auf einem Hügel massakrieren will. Die journalistische Methode ist die des Schmutzkübelns: möglichst oft das Wort Massaker verwenden, viel Emotion erzeugen, viel "O-Ton" zwecks "Authentizität" einbringen. Nur passen dabei manchmal die Aussagen nicht zusammen, sind nicht plausibel oder ergeben bei genauer Analyse ein anderes Bild. Nur wer analysiert schon genau einen mit so schönen Bildern versehenen Bericht von Leuten, die "vor Ort" waren?
Zwei serbische Kameraleute der Nachrichtenagentur AP durften ausgesuchte Szenen des Einsatzes filmen Ach- jetzt wird das nun auch vom Stern berichtet. 

Mal zusammengefaßt: das Dorf Racak wurde also nach Angaben des Stern nach dem Mord an drei Polizisten eingekreist. Im Dorf waren nur noch 800 von 2000 Bewohnern. Sagt der Stern - die zwei Journalisten von APTV sprachen von nur zwei rauchenden Schornsteinen (an einem Januarmorgen!). Von viel "serbischer Zivilbevölkerung" kann man dann schwerlich sprechen. Auf die Hügel um Racak wurden Einheiten von Polizei und Militär postiert - und Beobachter der KVM. Innerhalb des Dorfes wurde während und nach dem Einsatz gefilmt, von verschiedenen Teams. Es gibt eine Provokationsstrategie der UCK, von der natürlich nicht nur die UCK und die KVM, sondern auch die serbischen Einheiten wissen. Dazu gehört es, daß "eine große Zahl von Zivilistenleben in Gefahr" gebracht wurden. Während der Suche nach den Polizistenmördern stürmt eine - angeblich unbewaffnete, angeblich dazu gezwungene - Gruppe von Männern incl. dem 13jährigen Halim in einem Bachbett einen Hügel (Bebushi-Hügel) hoch. Diese Gruppe wird von einem anderen Hügel - nach BZ-Angaben ca. 500 Meter entfernt- unter Beschuß genommen.
Da, wie Mr. Tagle sagt, das übliche Spiel "aus dem Hinterhalt zuschlagen, dann abhauen" ist, sind sowohl die vorsichtige Durchsuchung des Orts, sowohl die sichere Postierung der KVM-Leute, die Einbeziehung nur von serbischen Kameraleuten (was hätte es für Gezeter gegeben, wenn ein "internationaler" Journalist während einer Polizeiaktion um Leben gekommen wäre), auch die Umzingelung des Dorfes - und auch der Beschuß der den Hügel hochstürmenden Gruppe insgesamt ein Szenario, das weder bestreitbar noch kriminell noch ungewöhnlich für die Umstände zu sein scheint.
Zu diesem Zeitpunkt galt die UCK weltweit als Terrortruppe - vom deutschen Verfassungsschutzbericht bis hin zur US-Drogenbehörde. Es waren Polizisten auf der Suche nach den Mördern von drei Kollegen. 
 

Weitere Leichen fanden die KVM-Beobachter an diesem Abend nicht, vielen Zweiflern später ein Indiz für die nächtliche Inszenierung eines Massakers.

Zweiflern ? Ist das hier also ein Glaubenskampf? Ist das Fehlen von Mordopfern etwa kein Indiz dafür, daß es keinen Mord gab?

Doch Dorfbewohner berichten, dass die Menschen ihre toten Verwandten... Wie unkonkret es hier plötzlich wird! "Die Menschen" kamen also nicht auf die KVM-Leute zu, von denen sie doch annahmen, daß sie auf ihrer Seite standen. Sie zeigten, obwohl es noch Tag war, nicht die Morde an? Was die drei Halbwüchsigen taten, tat kein anderer? Verletzte bringen und nicht über Tote reden?

Tagle ist ein ganzganz schlechter Zeuge für die Stern- Version des Racak-Gefechts:
UCK-Kämpfer fand er in Racak nicht, weder lebende noch tote: "Die hatten das übliche Spiel gespielt: aus dem Hinterhalt zuschlagen, dann abhauen.
Was sagt er hier? Was sagt der US-Navy-Mann, der offizielle KVM-Beobachter, über Racak? Ich stelle es nochmals gegen die Stern-Aussage:
 
UCK-Kämpfer fand er in Racak nicht, weder lebende noch tote: "Die hatten das übliche Spiel gespielt: aus dem Hinterhalt zuschlagen, dann abhauen. Und die Stern- Deutung: 
...gab es wie auch in der Zeit danach nie Unstimmigkeiten. Hier waren Zivilisten von serbischen Uniformierten ermordet worden. 
Herr Dederichs, Frau Horvath:
Einer Ihrer Hauptzeugen für ein "Massaker", Mr. Tagle, sagt in Ihrem eigenen Artikel, er habe Feuergefechte gehört, und er wertet das,  was er hört und später sieht als das ÜBLICHE SPIEL der UCK. Sie hingegen sprechen mit einer kirchlichen Inbrunst von ermordeten Zivilisten. Halten Sie die Leser Ihres Artikels für Idioten?

Niemand bezweifelt, daß die Leichen schrecklich aussahen, niemand bezweifelt, daß diese oder jene Gummistiefel anhatten (die einer Leiche auch leicht anzuziehen sind), niemand bezweifelt die völlige Verschrecktheit der wenigen zivilen  Dorfbewohner nach dem Gefecht. Nur alle diese häßlichen Details besagen NICHTS bzgl. eines Verbrechens.

Wenn sich die Massaker-Freunde doch nur mal klar wären, was sie mit ihren Aussagen eigentlich belegen! Hier wieder mal:
Der Telegraph am 10.2.01:
One of the Finnish pathologists who carried out the work
said: "We didn't find any bullets in the bushes around the
bodies. If there had been a real fight you would have expected to find bullets everywhere. So I think it's pretty obvious what happened, isn't it?"
Der Stern 5.4.01:
"Auf dem Hügel fanden wir insgesamt 22 Leichen, eine weitere etwas abseits", sagt Commander Smyth. "Am Boden lagen eine Menge Patronenhülsen, praktisch alles AK-47-Munition.
Das Institute for war & peace reporting berichtet im Februar 01 aus den Haag:
A declassified executive summary of a report by the Kosovo forensic team ... said they found bullets and cartridge cases but were not able to match them because of  the absence of weapons.
Die Büsche rund um die Leichen auf dem Hügel nach Kugeln zu untersuchen macht NUR Sinn, wenn man vom Massaker, also einer Hinrichtung an der Stelle, ausgeht. 
-Der Telegraph sagt: keine Kugeln gefunden. -Der Stern: aber Patronenhülsen von AK47. 
-Das iwpr spricht von Kugeln und Geschußhülsen, die aber nicht zusammenpaßten - weil die dazugehörigen Waffen fehlten. 
Die AK-47 sind 7,9mm Gewehre, mit denen die UCK ausgerüstet ist (neben chin. Kalaschnikows), wie jeder Bericht über die UCK-Bewaffnung ausweist. Drei Berichte neueren Datums haben wir hier, deren Ziel die Beweisführung für ein Massaker ist. Alle drei berichten jeweils nur ein Detail eines bestimmten Vorfalls und passen dieses Detail in ihre Argumentation ein. Nimmt man alle zusammen, entsteht das Bild (bzgl. der Leichen auf dem Hügel) eines Gefechts, bei dem rund um die Leichen zwar noch die Hülsen, aber nicht mehr die Waffen gefunden wurden. Und natürlich paßt da nichts zusammen, wenn die wenigen gefundenen Kugeln, aus weiter Entfernung von Polizisten gefeuert, aus anderen Waffen stammen als aus den AK-47, mit denen der UCK-Trupp feuerte.
Bitteschön, diese Version auf Quincy-Niveau mag ja falsch sein. Nur bittet der geneigte Leser der Zeilen des Stern, Herr Dederichs und Co. mögen die vorhandenen Informationen dann doch passend zusammenzusetzen und ALLE Details einzubeziehen, und nicht nur die, die dem Tenor der vorgefaßten Meinung entsprechen.
Walker sprach am 16. 1.99 von „Massaker“ in Racak „weil man ihnen die Waffen offenbar direkt auf den Kopf gesetzt hatte“. 
Das war die Grundlage der Notwendigkeit von
Schmauchspurenuntersuchungen an den Köpfen, bei denen das finnische Forensikerteam unter Leitung von Frau
Ranta bekanntlich nichts fand. Sie untersuchte nicht Schmauchspuren an den Händen, wobei man evtl. hätte finden können, daß es sich um schießende UCK-Leute gehandelt hatte. Frau Ranta äußerte sich in "Monitor" am 8.2.01 auf die Möglichkeit eines „Arrangements“ von UCKlern hin zu „massakrierten Zivilisten“: Dies sei tatsächlich eine Möglichkeit. 
 „Diesen Schluß legen unsere ersten Untersuchungsergebnisse genau so nahe, wie auch unsere späteren forensischen Untersuchungen, die wir im November 99 direkt vor Ort vorgenommen haben. Und diese Schlußfolgerungen haben wir auch direkt an den Gerichtshof in den Haag weitergegeben.“Kein Wort davon im Stern-Bericht. Frau Ranta habe SYSTEMATISCH das Wort Massaker vermieden:  „Racak war damals eine Hochburg der UCK. Meiner Überzeugung nach gibt es genug Informationen um nachzuvollziehen, daß es dort Gefechte   zwischen der serbischen Armee und der UCK gegeben hat. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.“ Und auch nicht, daß es dabei Tote gab. [Exkurs: Zur deutschen Beteiligung am fake: „Grundsätzlich habe ich in der Racak- Zeit meine Instruktionen vom deutschen Außenministerium bekommen. Botschafter Christian Pauls hat mich kurz vor der Pressekonferenz instruiert.“  Sagte Frau Ranta am 18.8.99 lt jungle world.Exkursende] 
Nun gibt es eine vertrauliche Lageeinschätzung des deutschen Verteidigungsministeriums, die Monitor zitiert: „Die Albaner waren vermutlich am 15.1.99 während des Angriffs der serbischen Sicherheitspolizei gegen in der Ortschaft vermutete  Angehörige der UCK getötet worden.“ Kein Wort davon im Stern. Walker habe am 22.1. eingeräumt, unbekannte Umstände nicht einbezogen zu haben. Intern wußte Scharping also gut Bescheid.  Und Wayne Merry, damals Präsidentenberater, kommt bei Monitor zu Wort - die UCK brauchte die Opferrolle von Zivilisten, um den Krieg auszulösen.

Doch niemand fühlte sich am 16. Januar 1999 autorisiert, das Gelände abzusperren: Dorfbewohner suchten nach Angehörigen, UCK-Leute in Kampfmontur waren aufgetaucht und hielten neben den Toten Wache. Später folgte OSZE-Missionschef Walker mit seinem Tross und einer Gruppe Journalisten, während über dem Hügel Hubschrauber der serbischen Armee kreisten. Die Leichen wurden umgedreht, durchsucht, mögliche Spuren verwischt. "Erhebliche Schlampereien" räumte Walker später ein, "doch wir waren machtlos". Machtlos schienen die internationalen Beobachter auch, als drei Tage später ein serbisches Einsatzkommando unter Waffengewalt die 40 Toten von Racak aus der Aufbahrungshalle der Moschee abtransportieren ließ. Das Massaker hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Die jugoslawische Führung, die ein Untersuchungsteam des Haager Gerichtshofs an der mazedonischen Grenze abgewiesen hatte, war in Erklärungszwang: Serbische und weißrussische Pathologen sollten die Leichen in Priztina untersuchen und mit dem Autopsiebefund Belgrads Version eines  kriegerischen Gefechts bekräftigen. Erst nach mehrtägigem Gezerre wurde eine unparteiische Expertengruppe aus Finnland zugelassen, die im Auftrag der Europäischen Union eine Woche nach dem Blutbad mit der Autopsie von zehn Leichen begann. 14 weitere Obduktionen konnte sie beobachten, 16 nur im Nachhinein überprüfen.  Der Befund der Finnen, fast zwei Jahre lang von deutschen und europäischen Behörden wie eine brisante Verschlusssache behandelt und von Gegnern der Massaker-Version zum Dechiffriercode des Racak-Rätsels hochstilisiert, brachte wenig zu seiner Klärung: Die 40 Menschen, konstatierten die Gutachter lapidar, waren etwa zum gleichen Zeitpunkt durch Gewehrschüsse getötet worden, die ihre Körper aus verschiedenen Richtungen und unterschiedlicher Distanz ein- bis 20-mal durchsiebt hatten. Hinweise auf Verstümmelungen gab es nicht. Die Köpfe zweier Leichen waren nicht abgeschlagen, wie es den Anschein hatte, sondern von Tieren abgerissen worden. Fehlende Augen, abgerissene Ohren und andere großflächige Körperwunden waren ebenfalls Schussverletzungen zuzuschreiben. Es gebe keine Hinweise, "dass es sich bei den Betroffenen nicht um unbewaffnete Zivilisten handelte", umschrieben die Pathologen ihr Fazit umständlich. Ob die Leichen wirklich aus Racak stammten - "nicht nachprüfbar". Keine der internationalen Organisationen im Kosovo hatte die Leichen sichergestellt. Wer aus der Zurückhaltung der Finnen jedoch ein Bestreiten des Massakers herauslas, ignorierte, dass sie lediglich obduzieren sollten. ... Jeder im Dorf hat hier mindestens einen Familienangehörigen zu beklagen....  Der Befund der Finnen, fast zwei Jahre lang von deutschen und europäischen Behörden wie eine brisante Verschlusssache behandelt und von Gegnern der Massaker-Version zum Dechiffriercode des Racak-Rätsels hochstilisiert, brachte wenig zu seiner Klärung: 
Hallo Sternreporter! Huhu! Aufgewacht! 
Warum "brisante Verschlusssache "? Warum? Schon mal den Begriff "investigativer Journalismus" gehört? Wenn doch wenig geklärt wird - angeblich - durch die Dokumente, warum dann die Heimlichtuerei? Warum müssen die Kriegsgegner oder andere an der Wahrheit interessierte Menschen nach Beweisen, nach Untersuchungsergebnissen forschen? Warum wird nicht seitens der Bundesregierung präsentiert, was man hat?
Etwa weil dabei dasselbe passieren könnte wie bei Ihrem Artikel: daß die Widersprüche Ihrer eigenen Aussagen die Konstruktion des Lügengebäudes entlarven?
Ob die Leichen wirklich aus Racak stammten - "nicht nachprüfbar".
Und das lassen Sie, liebe Reporter, einfach so stehen? Bei den Obduktionen der 14+16+10 Leichen - also bei 40 von 45 - sind keine Blut- oder Gewebeproben für Gentests genommen worden? Und diese sind nicht mit den Dorfbewohnern, die Vermißte meldeten, abgleichbar? Allein im März 2000, also vor über einem Jahr, war Frau Ranta schon dreimal im Kosovo an Ort und Stelle gewesen, danach auch noch. Hatte sie keine Zeit für derartige Dinge? Schlichte 45 Speichelproben abzunehmen? Jeder im Dorf hat hier mindestens einen Familienangehörigen zu beklagen- schreiben Sie. Die Familien Mehmeti, Bequiri, Brahimi und Imeri sind ja namentlich auch in Ihrem Artikel genannt. Und niemand behauptet, es seien nicht auch Opfer aus Racak bei den 45 Toten (kein wunder, wenn es eine UCK-Hochburg war). Es geht nur darum, ob sie alle aus Racak und nicht auch aus den umliegenden Bergen aus verschiedenen Gefechten stammten - was ein weiteres Indiz für ein "fake" des Massakers wäre. 
Wer aus der Zurückhaltung der Finnen jedoch ein Bestreiten des Massakers herauslas, ignorierte, dass sie lediglich obduzieren sollten. Genau. Und aus der Obduktion ergab sich deshalb weder ein Beweis für ein Massaker noch einer für ein Nicht-Massaker. 
Wo ist dann also der Beweis?
Immerhin ging es um den "Wendepunkt" zum Krieg hin, zur Bombardierung völlig unschuldiger Menschen. Herr Fischer und Herr Walker ("Hinrichtung") machten so schöne klare Aussagen. Worauf stützen sie sich denn, wenn sie sich auf das von ihnen selbst ausgesandte Pathologenteam nicht stützen können?
Liebe Sternreporter - wie würden Sie berichten, wenn jemand aufgrund einer solchen "Beweislage" zum Tode verurteilt würde? 
Ein ganzes Land wurde 1999 in Schutt und Asche gelegt, Tausende jugoslawische Zivilisten auch von deutschen Tornadobombern vom Leben zum Tode befördert. Sie erhielten die Todesstrafe - für ein Verbrechen, das sie nicht nur nicht begangen hatten, sondern das noch nicht einmal eins war!
Seit Januar wird dem 32-jährigen Serben Zoran Stanojevic in Priztina der Prozess gemacht. Der Ex-Polizist aus Stimlje ist bislang der einzige Angeklagte, der sich für das Verbrechen in Racak verantworten muss. Von den anderen Tätern fehlt jede Spur, die meisten von Stanojevics Kollegen sind längst in Serbien untergetaucht. Das Gericht, in dem unter Leitung einer polnischen UN-Richterin albanische Juristen und Beisitzer anderer Nationalitäten gemeinsam tagen, tut sich schwer mit der Wahrheitsfindung. Es gibt zwei Zeugen aus Racak, die den Angeklagten belasten:  Destan Rashiti, 34, und sein Freund Nazmi Mahmuti, 27, wollen gesehen haben, wie Stanojevic als Erster einer Gruppe Polizisten aus etwa 70 Meter Entfernung von einer Anhöhe auf sie schoss. Der 58-jährige Hajriz Brahimi, mit dem sie hinter einer Hauswand Deckung gesucht hatten, sei von einer Kugel aus Stanojevics Gewehr im Kopf getroffen und getötet worden. Die anderen Täter hätten Masken getragen, geben die beiden an, "doch Zoran erkannten wir sofort". Mahmuti: "Er war oft bei uns zu Gast mit seiner albanischen Frau und lieh sich mal mein Auto."  Die albanischen Untersuchungsrichter haben schlampig gearbeitet, die Aussage der beiden Zeugen unüberprüft als einzige Beweisgrundlage angeführt. Und die verwickeln sich in Widersprüche. "Die lokalen Justizvertreter tun sich schwer mit den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit", klagen ihre UN-Kollegen hinter vorgehaltener Hand, "da scheint der Wunsch nach Rache oft stärker als der nach Gerechtigkeit: ... Das Gericht, in dem unter Leitung einer polnischen UN-Richterin albanische Juristen und Beisitzer anderer Nationalitäten gemeinsam tagen, tut sich schwer mit der Wahrheitsfindung. Das ist schön ausgedrückt. Es beginnt ja schon gleich mit der Frage, ob es sich um ein Massaker handelt. Denn wenn es keins war - also kein Verbrechen vorliegt - warum steht dann der Angeklagte überhaupt vor Gericht? Weil er als Polizist seinen Dienst tat?
"Die lokalen Justizvertreter tun sich schwer mit den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit" wieder toll gesagt. Wenn doch der kanun gilt, das alte albanische Blutracherecht - und wenn schon die Haltung der Dorfbewohner zur UCK einerseits und zur Polizei andererseits davon geprägt war.

Die BZ schreibt zum finnischen Untersuchungsbericht:
Die Aufgabe bestand darin, vier Fragenkomplexe zu beantworten: Identifikation der Opfer, Ursache, Art und Zeit des Todes, Umstände des Todes und schließlich die Frage nach eventuellen Verstümmelungen. Im finnischen Abschlussbericht heißt es: Das Team "konnte nicht feststellen, dass die Opfer aus Racak stammten". Auch die "Ereignisse" bis zur Autopsie konnten "nicht festgestellt werden", und schließlich  nicht einmal die "Lage der Opfer am Ort des Zwischenfalls". 

Schon im Mai 2000 bemerkte Jürgen Elsässer dazu:

          Nach Auswertung des vorliegenden Materials 
[der Autopsieprotokolle, AH] steht fest: Es gab keine "Hinrichtung" (Fischer), es gab keine "Verstümmelungen" (Walker), es gab keine Schüsse aus "extremer Nahdistanz" (Walker). Als unbewiesen muss    ab sofort auch gelten, dass die Toten Zivilisten waren und dass sie alle in Racak getötet wurden. Damit ist der These vom "Massaker" die Grundlage entzogen.          http://www.juergen-elsaesser.
de/Geheimakte_Racak.htm 
Auch der lange Bericht im STERN mit xfacher Wiederholung des Wortes "Massaker" kommt dagegen nicht an. Fehlende Beweise sind eben durch nichts zu ersetzen.

Nachtrag Sommer 2001:
# UN-Gericht: kein Völkermord im Kosovo

           15. JANUAR 1999 

           Das Massaker in Racak alarmiert die Welt 

           24. MÄRZ 1999 

           Beginn des Luftkriegs der Nato gegen Jugoslawien 
 

           16. Januar 1999. OSZE-Beobachter haben auf dem Bebushi-Hügel 22 Leichen
           gefunden. Dorfbewohner beschuldigen serbische Milizen der Tat / Rame Shabani,
           einer der Überlebenden, zeigt, wie er aus dem Ort getrieben wurde, die Hände
           hinter dem Kopf verschränkt / Die Männer mussten auf die Anhöhe hinauf laufen.
           "Haut ab zu eurer UCK!", befahlen die maskierten Täter / Oben auf dem Hügel
           machte Rame Shabani erschöpft Pause und rauchte eine Zigarette. Das rettete ihm
           das Leben / Ermine Beqiri verlor an einem Morgen ihren Ehemann, ihren
           13-jährigen Sohn Halim und den 22-jährigen Cousin Zenel /

Zusammenfassend:

Die Stern-Autoren berichten vieles, auch Widersprüchliches. Die gängige These der NATO-Presse von der "Hinrichtung" wird stillschweigend beerdigt. In einem aber bleiben sie eisenhart. Im Hauptpunkt: 

DASS ES SICH UM EIN MASSAKER HANDELTE.

Gerade aber dieses Wort wird von BEIDEN Untersuchungskommissionen von Gerichtsmedizinern NICHT benutzt - es wird vermieden. Niemand behauptet, Beweise dafür zu haben, es sei kein Massaker gewesen (z.B. Fotos oder Filmaufnahmen der Opfer mit Gewehren). 
Es gibt nur Indizien für ein "Nicht-Massaker" - davon sogar viele. 
Und Fragen.

Immerhin.

Hingegen behaupten den Haag und die Stern-Autoren steif und fest, es sei eins gewesen. Ohne Beweise. 
Die Nato-Versammlung hingegen spricht von "dem bis heute nicht restlos aufgeklärten angeblichen Massaker von Racak". Eine doch wohl vorsichtigere Formulierung.

Der "Figaro" führte schon am 20.1.99 aus: Confusing enough, the AP TV journalists' testimonies, as well the material they have filmed, give an entirely opposite interpretation of this event. As a matter of fact, the police surrounded an empty village that morning, sneaking up along the walls. Then fire was exchanged, because KLA members have opened fire on them from the ditches dug on a hill. Upward in the village, the fight got intensified. The AP journalists, standing somewhat downward, by the mosque, concluded that surrounded KLA members were desperately trying to break through. The police also admits that some twenty of them have managed to escape. What has actually happened? Maybe by night KLA has  assembled the bodies of men actually killed by Serbian bullets, in order to present this event as a cold-blooded massacre? 

Die Fragen von leMonde vom 21.1.99 beantwortet der Stern schon gar nicht:

La condamnation est sans appel. Pourtant des interrogations demeurent. Comment les
policiers serbes ont-ils pu réunir un groupe d'hommes, les diriger tranquillement vers le
lieu de l'exécution alors qu'ils n'ont cessé d'être sous le feu des combattants de l'UCK
? Comment le fossé situé en bordure de Racak a-t-il pu échapper au regard des
habitants, familiers des lieux, présents avant la tombée de la nuit ? Et à celui des
observateurs présents pendant plus de deux heures dans ce tout petit village ?
Pourquoi si peu de douilles autour des cadavres, aussi peu de sang dans ce chemin
creux où vingt-trois personnes sont censées avoir été abattues à bout portant de
plusieurs balles dans la tête ? Les corps des Albanais tués au combat par la police
serbe n'ont-ils pas été plutôt réunis dans le fossé pour créer une scène d'horreur qui
ne devait pas manquer de soulever l'effroi de l'opinion publique ? La violence et la
rapidité de la réaction de Belgrade, qui a donné quarante-huit heures au chef de la
MVK pour quitter la Yougoslavie, ne signifient-elles pas que les Yougoslaves sont sûrs de ce qu'ils avancent ? 

Das Ereignis in Racak einzureihen in den
 Terror der UCK vor 1999 , während des Krieges und in die Ereignisse rund um Südserbien und Mazedonien in 2001 - das bringt der Stern- Artikel schon gar nicht ...
 

Ein Hinweis zur "Technik" des Kommentars Ich habe mich nicht auf die Widersprüche der Stern-Autoren beschränkt, obwohl sie das Hauptfeld der Analyse bildeten. Die hinzugenommenen Zitate und links stammen jedoch alle von "westlichen" Autoren. Ich mache also dasselbe, was auch die Stern-Autoren tun (jedoch nicht offen ansprechen): ich lasse keine Serben und nichtalbanischen Jugoslawen zu Wort kommen. Aus MEINER Sicht sind diese als Zeugen zwar NICHT unglaubwürdig, zumindest nicht unglaubwürdiger als die am Geschehen beteiligten Kosovoalbaner. Aber der sich völlig normal gebärdende, längst verankerte Rassismus in Deutschland gegenüber Serben kann auch von mir nicht ausgehebelt werden. Und wenn schon die ach so objektiven westlichen Quellen sich so schön widersprechen, dann reicht mir das zur Wahrheitsfindung, zumindest aber zur Fragestellung durchaus zunächst einmal aus. Nur ansprechen möchte ich es doch einmal:
Auch Jugoslawen können Zeugen sein - sogar in eigener Sache.
(c) Andreas Hauß, April 2001

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