WDR 911
ein mail eines Lesers von "medienanalyse-international.de" an den wdr:
 
<paul_schreyer@freenet.de> schrieb: 

Zur Information für Sie meine Mail mit Schlussfolgerungen an den WDR: 

Die Sendung ?Täuschung oder Wahrheit? Verschwörungstheorien zum 11. September?, die der WDR am 10.09.03 austrahlte, hat tatsächlich mit einigen Verschwörungstheorien aufgeräumt. Erfreulich, dass der WDR so ausführlich recherchiert hat. Ein Fehler, der im Film allerdings mehrfach auftaucht: Thesen, die nur von wenigen Autoren gemacht wurden, werden allen unterstellt. Zitat aus dem Bericht von Matthias Budzinski: 

>Und weiter behaupten die Verschwörungstheoretiker, das World Trade Center wurde in Wahrheit gesprengt.<

Das behaupten weder Bröckers noch Hauß. Diese indifferente Berichterstattung führt dazu, dass widerlegte Thesen plötzlich Leute diffamieren, die sie nicht aufgestellt haben. 

Positiv: Die Sendung belegt überzeugend, dass tatsächlich Flugzeuge im Pentagon und in Pennsylvania verunglückt sind, und dass das World Trade Center nicht gesprengt wurde. Damit wurde zur Versachlichung der Debatte beigetragen. 

Offene Fragen bleiben laut Film beim Flug ins Pentagon. Zitat Markus Kirschneck (Pilotenvereinigung Cockpit): 

>Bei dem Flugmanöver ins Pentagon handelt es sich um eines der schwierigsten Flugmanöver, die überhaupt mit so einem Verkehrsflugzeug durchzuführen sind.< 
Nikki Lauda (Boeing 767-Pilot): 
>Da kann man mit der Geschwindigkeit schon entweder zu früh aufschlagen oder zu spät.< 
Kommentator: 
>Aber das Pentagon wurde getroffen. Wo hatte Hani Hanjour sein fliegerisches Können gelernt? Das bleibt weiterhein offen.< Hans-Günter Welke (Luftfahrtsachverständiger): 
>Dieses Gebäude genau da zu treffen, wo es getroffen worden ist, das ist schwierig, aber mit einer gewissen Gleitwinkelberechnung, mit vielleicht intensiverem Training - was uns nicht bekannt ist, was ich aber vermute - ist es möglich, das Gebäude zu treffen.< 

Frage von Moderator Helmut Rehmsen an Hans Leyendecker (Süddeutsche Zeitung): 
>Haben Sie eine Erklärung dafür, dass das wohl bestbewachte Gebäude der Welt, das amerikanische Verteidigungsministerium, getroffen werden kann, ohne dass da irgendwie eine Luftabwehr aufsteigt?< 
Leyendecker: 
>Ich weiß es nicht, ich kenne jetzt die Abwehrmassnahmen nicht, die in den USA geplant sind. Es hat auch niemand auf dieser Welt konkret mit sowas gerechnet.< 

Falsch. Die Sendung verschweigt ein Kernindiz aus dem Buch von Bröckers/Hauß. Zitat aus dem Buch S.178: 
>Im Oktober 2000 hatten die hauseigenen Einsatzkräfte des Pentagon ein Szenario durchgespielt, bei dem es galt, sich auf den Notfall eines ins Gebäude stürzenden Flugzeugs einzustellen. ... Bei dieser Notfallübung ging es darum, ´das Pentagon vor einer gelenkten Ersatzrakete in Form einer entführten Boeing 757´ zu schützen. Und eine entführte Boeing 757 war es dann ja auch. Wie gut, dass man sich gerade auf diesen Maschinentyp vorbereitet hatte.< 
Und die Abwehrmassnahme, die Leyendecker nicht kennt, wären Abfangjäger gewesen, deren Aufstieg bei Flugzeugentführungen Standardprocedere seit dem Kalten Krieg ist, die aber aus unerfindlichen Gründen am Boden blieben. Dazu gabs leider keine WDR-Recherche. 

Weiter zum Bericht von John Goetz über die ´überlebenden´ Hijacker. Zitat: 
>Für die These der noch lebenden Attentäter wird keine Quelle so oft zitiert wie der Telegraph. David Harrison sei der einzige, der tatsächlich mehrere Interviews mit angeblich noch lebenden Todespiloten geführt habe, so das Buch von Bröckers.< Telegraph-Journalist Harrison: 
>Nein, ich selbst habe nie persönlich mit den Entführern gesprochen, aber die Leute von der arabischen Zeitung Asharq Al-Awsat, vielleicht können die Ihnen helfen.< 
Der Bericht fährt fort: 
>Also auch der Telegraph hat bloß abgeschrieben, von einer arabischen Zeitung.< 
Bei Asharq Al-Awsat erzählt dann ein Journalist davon, dass Eltern der Hijacker in Saudi Arabien deren Identität bstätigt hätten. Stern-Reporter Christoph Reuter berichtet ebenfalls: 
>Wir waren im Frühjahr 2002 in Saudi Arabien bei mehreren Familien der Attentäter< Und weiter: 
>Reuter legte die bekannten Bilder zum Vergleich vor. Die Familien bestätigten zweifelsfrei: es waren ihre Söhne.< 
Gleichzeitig zum letzten Satz werden im Film die Fotos der 7 Hijacker mit Verdacht auf gestohlene Identität gezeigt. Doch war Reuter wirklich bei genau diesen Familien? Wenn nicht, würde seine Aussage die Zweifel keineswegs beseitigen. Etwas mehr Genauigkeit wäre hier sehr hilfreich. 

Und was ist nun mit den Interviews, die der Telegraph in wörtlicher Rede zitiert? Said Al-Ghamdi und Abdulaziz Al-Omari berichten darin, dass nicht nur ihre Namen, sondern auch die Geburtsdaten mit denen auf der FBI-Liste übereinstimmen würden. Gleiche Namen - in Ordnung, aber auch noch identische Geburtsdaten, und gleich bei zwei Leuten? Ein bisschen viel Zufall. Weder Spiegel, noch Stern, noch WDR erwähnen die gleichen Geburtsdaten aus der Telegraph-Meldung. Wer hat denn nun dieses Interview geführt? Und die beiden Araber (einer Pilot bei Saudi-Airlines, einer Ingenieur in Riad) müssen doch aufzutreiben sein, so dass man sie noch mal genauer interviewen könnte! 

Fazit: Der Anfang ist gemacht, doch nun muß dringend weiter recherchiert werden!