Botschaften 
rüb. WASHINGTON, 4. Februar. Der deutsche Botschafter in den Vereinigten Staaten, Ischinger, hat die gigantischen Verteidigungsausgaben in den USA kritisiert. Ischinger sagte in einem Gespräch mit dem Fernsehsender CNN, es sei fraglich, ob die im kommenden Haushaltsjahr geplante Erhöhung des US-Verteidigungsbudgets auf rund 430 Milliarden Dollar angesichts der bereits jetzt bestehenden militärischen Überlegenheit Amerikas gerechtfertigt sei. In diesem Zusammenhang sei darauf hinzuweisen, so Ischinger, dass die Militärausgaben der USA größer sind, als diejenigen aller übrigen Staaten der Welt zusammen. Die europäischen Partner seien vor allem aus zwei Gründen über diese Entwicklung besorgt.

Erstens sähen sie sich einem enormen Druck im Bündnis ausgesetzt, trotz der Abwesenheit einer realen militärischen Bedrohung nachzuziehen. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, das europäische Gesellschaftsmodell des Sozialstaats zu erhalten, sehe er daher enorme innenpolitische Schwierigkeiten auf alle europäischen NATO-Partner zukommen. 
Zweitens wolle er darauf aufmerksam machen, dass der Klassenbeste in der NATO Erhalt und Ausbau seiner militärischen Überlegenheit mit Hilfe der Kapitalströme in die USA fremd finanziere. Den mahnenden Zeigefinger der US-Regierung an die Adresse Europas, mehr für die Verteidigung zu investieren, könne er deswegen nur als Chuzpe bezeichnen. Unter burden sharing“ verstehe er etwas anderes. 
Ischinger kündigte an, dass Bundeskanzler Schröder diesen Themenkomplex beim geplanten Besuch im Weißen Haus am 27. Februar zum Schwerpunkt der Gespräche machen werde. Er sei sicher, dass die gemeinsame Suche nach Wegen der Zusammenarbeit so erheblich erleichtert werde. Schließlich gebe es eine breite Palette von Problemen, die sich besonders im Nahen und Mittleren Osten stellen.


Sie, lieber Leser, glauben nicht, dass unser Botschafter in Washington gewagt hat, der Politik seines Gastlandes Zensuren zu erteilen? 
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Herr Ischinger weiß nämlich, wie man sich als Diplomat zu benehmen hat. Ein Interview dieses Inhaltes hätte völlig zu recht seine Einbestellung in das State Department zur Folge gehabt. Ein souveräner Staat könnte sich eine derartige Unverschämtheit nicht bieten lassen. Wie es um die Souveränität eines anderen Staates bestellt ist, entnehmen Sie bitte dem nachfolgendem Artikel aus der FAZ vom 4. Februar 2004. Außer dem Gestank, der den vollen Hosen der Politiker dieses Landes entströmt, sind weitere Reaktionen nicht zu vermelden.
Jochen Scholz

Datum   05.02.2004
Quelle   Frankfurter Allgemeine 

Amerika fordert mehr Geld für Bundeswehr 
Lt. BERLIN, 4. Februar. Der amerika- nische Botschafter in Deutschland, Coats, hat die niedrige Rate der Verteidigungs- ausgaben in Deutschland bemängelt. Coats sagte in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk, es sei fraglich, ob die wünschenswerte Umstrukturierung der Bundeswehr mit geringeren finanziellen Mitteln funktionieren könne. Das sei ”letztlich eine politische Entscheidung". Gegenwärtig lägen die Ausgaben für die Streitkräfte in Deutschland ”unterhalb dessen, was alle Experten für notwendig erachten". Mit Blick auf den am 27. Febru- ar geplanten Besuch Bundeskanzler Schröders bei dem amerikanischen Präsidenten Bush sagte Coats, beide Seiten seien sich einig, daß es besser sei, ”nach vorne auf die Herausforderungen zu schauen als dar- auf, was in der Vergangenheit geschehen ist". Es gebe eine Suche nach ”Wegen der Zusammenarbeit für eine breitere Palette von Problemen, die sich in den Ländern im Nahen und Mittleren Osten stellen".

(c) Andreas Hauß, 2004, http://www.medienanalyse-international.de/index1.html