Das Treudeutsche, Arische und Wehrfreudige wehrte sich gegen die Verfallskunst, besagte der damalige Agitprop . Die Realität war die Gleichschaltung zugunsten des "Wehrwillens" eines "geeinten" "Volkskörpers", der Trumpf der Muskelhelden über geistige Beschäftigung mit Kunst, die sich der unmittelbaren Wirkung durch reine Ästhetik entzog .
Am 19.7. vor 70 Jahren wurde eine erbärmliche Nazi-Ausstellung in München unter diesem Titel eröffnet. Der Ausstellungskatalog offenbart eine Primitivität der Argumentation, die Ihresgleichen nur im rotzgrünen Agitprop vor dem Überfall auf Jugoslawien findet. Beispiel 1:
1937 war der Naziführung also "schon" die Frage, wie man zu Krieg und Wehrmacht steht, so wichtig, daß der künstlerische Aufschrei gegen den Krieg geahndet werden mußte. Nehmen wir die Haltungen entsprechend der Bebelschen SPD-Linie vor dem 1. Weltkrieg, finden wir inhaltlich klare und künstlerisch dem Zeitgeist entsprechende Darstellungen der Besorgnisse der Menschen:
Schlagartig wechselte die künstlerische Darstellung des Krieges nach dem Umfallen der SPD in der Frage der Kriegskredite:
MAI-Archiv - Man fällt halt der kämpfenden
Truppe nicht in den Rücken, lautet die Propagandaweisheit bis heute
zum Afghanistankrieg.
Von süßlichen Darstellungen der heilen Welt in der beziehung Front-Heimat hatte dann nach dem Krieg nicht nur Dix die Nase voll. Die neuen Erkenntnisse - also der Inhalt der Darstellungen - verlangten nach neuer Form. Da konnten die SA-Schläger intellektuell leider nicht mithalten. Beispiel 2
Man beachte die argumentative Tiefe des
Katalogtextes . Nun werde "das" also nicht mehr "ernst genomen" - und schwupps
ist "das" wertlos.Die Kasseler "documenta" kennt dieser Art Kommentare,
und unzählige Künstler, die knapp am Hungertod lebten,
können von dieser Sorte Kunstkritik berichten. Welch monumentale
Größe hat hingegen die Malerei eines gewissen herrn Hitler ?
Witzigerweise gibt es tatsächlich Leute, die dafür Geld bezahlen.
Aber nur wegen des Kicks, ein Ölgepinsel eines veritablen Massenmörders
zu besitzen, der weltweit einen unbestreitbaren bekanntheitsgrad
erreichte. Aber NICHT wegen seiner "Kunst".
Die Frage des verhältnisses von Form und Inhalt gerade bem Thema Kunst und Krieg wird wieder wichtig werden im Zusammenhang mit dem Mahnmal der deutschen Bundeswehr-Toten. Wie schon heute mit z.B. der Stauffenberg-Büste des Parlaments umgegangen wird, läßt Übles erahnen. Die Büste ist weg. Verschwunden .
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Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.