"Entartete Kunst"
 

Das Treudeutsche, Arische und Wehrfreudige wehrte sich gegen die Verfallskunst, besagte der damalige Agitprop . Die Realität war die Gleichschaltung zugunsten des "Wehrwillens" eines "geeinten" "Volkskörpers", der Trumpf der Muskelhelden über geistige Beschäftigung mit Kunst, die sich der unmittelbaren Wirkung durch reine Ästhetik entzog . 


Am 19.7. vor 70 Jahren wurde eine erbärmliche Nazi-Ausstellung in München unter diesem Titel eröffnet. Der Ausstellungskatalog offenbart eine Primitivität der Argumentation, die Ihresgleichen nur im rotzgrünen Agitprop vor dem Überfall auf Jugoslawien findet. 
Beispiel 1:

1937 war der Naziführung also "schon" die Frage, wie man zu Krieg und Wehrmacht steht, so wichtig, daß der künstlerische Aufschrei gegen den Krieg  geahndet werden mußte. Nehmen wir  die Haltungen entsprechend der Bebelschen SPD-Linie vor dem 1. Weltkrieg,   finden wir inhaltlich klare und künstlerisch dem Zeitgeist entsprechende Darstellungen der Besorgnisse der Menschen:


Böcklin "Der Krieg" 1896


Der deutsche Ostelbier zum Gutsverwalter: „Sie engagieren einfach billige Polen. Für mich ist jeder Arbeiter fremde Nation!"
Karikatur von E.Thöny im Simplizis-simus (1912/1913)

Schlagartig wechselte die künstlerische Darstellung des Krieges nach dem Umfallen der SPD in der Frage der Kriegskredite:

MAI-Archiv - Man fällt halt der kämpfenden Truppe nicht in den Rücken, lautet die Propagandaweisheit bis heute zum Afghanistankrieg.
Ergebnis:

Von süßlichen Darstellungen der heilen Welt in der beziehung Front-Heimat hatte dann nach dem Krieg  nicht nur Dix die Nase voll. Die neuen Erkenntnisse - also der Inhalt der Darstellungen - verlangten nach neuer Form. Da konnten die SA-Schläger intellektuell leider nicht mithalten. 

Beispiel 2

Man beachte die argumentative Tiefe des Katalogtextes . Nun werde "das" also nicht mehr "ernst genomen" - und schwupps ist "das" wertlos.Die Kasseler "documenta" kennt dieser Art Kommentare, und unzählige Künstler, die  knapp am Hungertod lebten, können von dieser  Sorte Kunstkritik berichten. Welch monumentale Größe hat hingegen die Malerei eines gewissen herrn Hitler ? Witzigerweise gibt es tatsächlich Leute, die dafür Geld bezahlen. Aber nur wegen des Kicks, ein Ölgepinsel eines  veritablen Massenmörders zu besitzen, der weltweit einen  unbestreitbaren bekanntheitsgrad erreichte. Aber NICHT wegen seiner "Kunst".
 

Die Frage des verhältnisses von Form und Inhalt gerade  bem Thema Kunst und Krieg wird wieder wichtig werden im Zusammenhang mit dem Mahnmal  der deutschen Bundeswehr-Toten.

Wie schon heute mit z.B. der Stauffenberg-Büste des Parlaments umgegangen wird, läßt Übles erahnen. Die Büste ist weg. Verschwunden .

 

 (c) Andreas Hauß, Juli 2007
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html

Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.