Eine böse Kollision Horst Dreier vor den Toren des Verfassungsgerichts Die "Süddeutsche" brachte schon vor einiger Zeit den Aufschrei Heribert Prantls - und auch dieser Artikel ist ein Warnruf vor der Installation eines Folterbefürworters genau dort, wo ganz bestimmt niemals so jemand sitzen dürfte. Wieder ist es Rotzgrün, die sich über die zuvor nur leise geäußerten Bedenken der Fachwelt hinwegsetzen wollen. Nein- es sind keine parteipolitischen Machtspielchen, bei denen sich Rotzgrün über eigene bedenken "hinwegsetzen" wollen. Die wollen den Mann dort WEGEN seiner Positionen. Also nicht "trotz". WEGEN. Die Begründung erschließt sich aus dem SZ-Artikel - hier Auszüge: "Es geht nicht um übliche verfassungspolitische Präferenzen. Es geht auch nicht - trotz des Gerangels zwischen den Parteien - um weltanschauliche Differenzen, zumal die Konfliktlinien quer durch die Fraktionen laufen. Und es geht schon gar nicht um Dreiers rechtswissenschaftliche Qualifikation für das hohe Amt; an dieser gibt es keinen Zweifel. Es geht in diesem Fall um die Grundlage der Verfassung selbst. Dreier hat sich in den Augen seiner Kritiker dreifach angreifbar gemacht…….und schließlich durch seine Position zur Folter. Problematisch, um nicht zu sagen unhaltbar wird es beim dritten Punkt. Mit seiner Haltung zur Folter schlägt Dreier eine Bresche in das Fundament der Verfassung, die, würde sie durch die Judikatur des Verfassungsgerichts bestätigt, einen irreparablen Schaden am Rechtsstaat verursachen würde. Dass Dreier auch Präsident des Gerichts werden soll, verschärft die Bedenken nur. Vor allen Details seiner
Argumente aber muss man sich vergegenwärtigen, im welchem politischen
Umfeld seine Zulassung der Folter ihre fatale Wirkung zu entfalten droht.
Zum einen ist es der immense Druck, der von der aktuellen Sicherheitspolitik,
ja Sicherheitshysterie ausgeht und der im Kampf gegen den Terror jede verfassungsrechtliche
Garantie auf ein erdenkliches Minimum zusammenpresst, zugunsten immer weiter
reichender Präventions- und Verfolgungsinstrumente.
Dieser Schluss ist nicht einfach ungeheuerlich - er leidet unter schweren Gedankenfehlern. Sie (die Menschenwürde)
ist nicht nur eine rechtspositivistisch gesetzte Regel wie jede andere
auch (was Herdegen anzunehmen scheint). Sie ist ebenso wenig nur ein mahnender
Rückgriff auf das Naturrecht, weil man so böse Erfahrungen mit
dem Dritten Reich gemacht hat. Die Menschenwürde ist vielmehr die
Essenz des Rechtsstaats. Ohne den wechselseitigen Achtungsanspruch lässt
sich weder die Freiheit der Individuen konstituieren noch die gesetzgebende
Gewalt des Staates legitimieren. Recht wäre kein Recht, würde
es sich nicht bedingungslos durch diesen Achtungsanspruch definieren.
Erläuterung:
Das Verfassungsgericht hatte eben noch
deutlich hervorgehoben - im Urteil zum Abschießen eines Zivilflugzeugs,
das gehijackt wäre - daß die menschliche Würde unteilbar
sei. Daß also niemandem erlaubt ist, einen "eigentlich nahezu toten"
Menschen gegen einen oder mehrere aufzuwiegen. Gleiches gilt natürlich
auch für Opfer und Täter. Es gilt für Sterbende. Für
Embryos. Für "lebensunwertes Leben", Behinderte, Alte. Für jedes
menschliche Leben. Wer das antastet. setzt sich über den Gleichheitsgrundsatz
des Rechts - dann würde jemand ermächtigt zu entscheiden, welches
Leben "wertvoller" als das andere sei. Das sind die Apologeten des "Menschenopfers"
- deren Zwecke die Mittel heiligt. Die dürfen nicht durchkommen.
Patrick Bahners faßte in der FAZ
die Dreiersche Ungeheuerlichkeit in diesem Satz zusammen:
Bundesfolterverordnung? Kennen Sie irgendeinen Stammtischbruder, der je sagen würde, er wolle diesen oder jenen schon mal ein wenig hauen, ausnahmsweise - aus den eigenen triebtäterischenm sadistischen Gründen? Weil er eben ein perverser Stammtischbruder sei mit Lust zum Quälen und Töten? Nicht`? Klar doch: Folter soll es
NUR aus guten Gründen geben. Gerne wegen Kindern. So wie es Abschüsse
von Flugzeugen NUR geben darf, um anderes Leben zu retten. Krieg
immer NUR aus humanitären Gründen. Stammzellenzüchtung NUR
um Krebskranken zu helfen. Wer etwas anderes sagt, sei rückständig,
borniert, intolerant und denke GAR nicht an das gute Ziel.
Ansonsten muß es natürlich "ordentlich" zugehen, so mit Arzt, gekachelten Wänden usw.. Mengele läßt grüßen. |
(c) Andreas Hauß, Februar 2008
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.