Joschka - Deutsch
(Diese kleine Analyse wurde notwendig, als um die Jahreswende 2000/2001 unser Joschka schwer unter Druck geriet wegen seiner "heroischen Zeit" Anfang der 70er Jahre. Sie war aber schon vorher vonnöten: 1999 im Krieg. Und eigentlich noch viel früher. Und heute auch noch.) 
"falsch"
"illegitim"
"schlimm"
"verwerflich"
"unzulässig"
"unmöglich"
"verfehlt"
"unsäglich"

alles - nur nicht "illegal". Dieses Wort zu benutzen, würde einen Maßstab einführen - die Legalität des eigenen Tuns. Gesetze sind in Worte gefaßt, nachlesbar. Was aber "falsch" oder "verwerflich" ist, kann so oder so definiert werden.

Fischer schafft es, sogar noch in seiner Selbstkritik die Fäden in der Hand zu behalten, indem er die Sprachregelung "falsch" einführt. Er unterwirft sich nicht einem außer seinem Willen stehenden Gesetz, einer anderen Instanz als der gerade gebotenen Tagesopportunität. Dem entspricht, daß er sich bei den von ihm getretenen und geschlagenen Polizisten entschuldigte.
ER SICH.
Er BITTET nicht etwa darum, daß diese ihn entschuldigen, aus der Schuld entlassen.
Zugegeben, daß sich die Sprachform "sich entschuldigen" immer mehr einbürgert und somit diese Kritik etwas überzogen wirkt. Fischer hat jedoch genügend Zeit gehabt, Inhalt und Form seiner Rede vor dem Bundestag und anderer Auftritte vorzubereiten. Und es fällt eben die Wortwahl auf.
Wer meint, Wörter wie "Kollateralschaden" oder "national befreite Zone" oder "Eingreifen" (statt "Krieg") oder "humanitäre Katastrophe" seien im Eifer einer emotionalen Auseinandersetzung "mal eben" so herausgerutscht, verkennt den Sinn eines Kampfbegriffs.
Früher wurden z.B. die "Fidschis" "geklatscht" - jetzt läßt sich getrost von "gefischert" reden. Belgrad wurde nicht gebombt, sondern gefischert - so funktioniert das ...

Joschka Fischer bemüht sich, auch durch seine Sprache zu verdecken, daß es weniger Brüche in seinem Lebenslauf gibt als Kontinuität. Unter anderem die Kontinuität, die eigenen Anschauungen und Zielvorstellungen über Gesetz und Völkerrecht zu stellen.
Beim Steine- und beim Bombenwerfen.


Man achte auf die Wortwahl:
Geiselnehmer in Moskau sind keineTerroristen, sondern "Rebellen", "Kämpfer"
Und nun tut der "Spiegel" in aller Unschuld so, als sei diese Wortwahl ein Problem Fischers.Als sei man nicht selber Bestandteil der weltweiten Propagandafront.
"Wenn Sie aber ein authentischer islamischer Extremist werden wollen und bereit sind, sich einer Beschneidung zu unterziehen, dann lade ich Sie nach Moskau ein. Wir sind ein multikonfessionelles Land, und wir haben gute Ärzte. Ich empfehle, die Operation so durchzuführen, daß Ihnen dann nichts mehr nachwächst." Zitat Wladimir Putin, ebenfalls Mitglied unserer Wertegemeinschaft . Schlimm, diese Sprache, nicht?
(c) Andreas Hauß, Januar 2001 http://www.medienanalyse-international.de