Einer der wichtigen Aspekte von Intelligenz ist die Fähigkeit
zur Analyse.
Schon im Babyalter, also ohne entwickelte Sprachfähigkeit, sind Menschen dazu in der Lage: - rund + kugelig = Ball Ja, natürlich sind Babys zu abstraktem Denken fähig und erkennen einen Ball an seinen Merkmalen, ebenso wie die Mama oder den Papa oder happihappi. Das Hirn entwickelt sich rasant in diesem Alter. Einige Zusatzinfos fehlen meist - doch warum sollte ein Baby auch wissen, dass eine Melone kein Ball ist? Sie wird ihm ja nicht zum Spielen gegeben. Kleinkinder nutzen ebenfalls das Ententheorem unter Heranziehung
Ihrer Sprachfähigkeit:
Derzeit werden die Deutschen trainiert auf:
Menschen, die lesen können, haben es schon einfach in dieser
Welt. Sie lesen die Schilder, und dann wissen sie, um was es sich handelt.
Muß man das Wesen von Käse wissen? Wenn doch jemand das Etikett draufgeklebt hat? Muß man wissen, wie ein Auto funktioniert, wenn wir doch wissen, daß es eins ist? Ist es notwendig, Rassismus in seinem Wesen zu erkennen, wenn doch freundliche Politiker die entsprechenden Schildchen draufkleben? Brauchen wir Infos über den 11.9. oder über Verschwörungstheoreme, wenn uns doch freundliche Medien die labels nahegebracht haben? Eine moderne Gesellschaft funktioniert vielfach auf Treu und Glauben, da uns die Zeit und teils auch die Fachkenntnisse fehlen, dem Wesen der Dinge nachzugehen. Betrüger machen sich das zunutze. Nicht nur beim Gebrauchtwagenkauf. In unserer wohlgeordneten Welt der Schildchen und Etiketten, der
Schubladen und Schemata stören diese Kaufhaus - Chaoten, nicht nur
Kinder sind gemeint, die alles antatschen und die Waren in die falschen
Regale zurücklegen.
Um wieviel analytischer sind doch Babys und Kleinkinder, die noch keine Belege lesen können und den Dingen auf den Grund gehen! Auf den Punkt gebracht: nicht die Benennung macht den Unterschied
und das Wesen der Dinge aus. Eine Primitiverkenntnis und dennoch bemerkenswert.
Sie beraten auch die Politiker, wie diese sich besser "verkaufen" können. Sich. Nicht politische Inhalte. Die dürfen tunlichst aussen vor bleiben. Es werden die Schildchen, nicht die Inhalte gehandelt. Journalisten des mainstreams haben ebenfalls ihre wohlgeordneten Schubladen. Schubladen, die wir alle benutzen sollen. IHRE Etiketten, nicht andere, IHRE Labels, IHRE Denkweise, IHRE Kategorien, IHRE Sprache. Ich mag Leute nicht, die mir ihre Raster aufzwingen und analytisches Denken verhindern oder mittels Vorauswahl der Infos steuern wollen. Im "Politischen Feature" des Deutschlandfunks vom 4.6.2002 war unter
"Zunächst die Tagesparole" zu hören, wie Hans Fritzsche
die Rundfunkarbeitsbesprechungen des Propagandaministeriums leitete.
Bei Fritzsche wäre also Matthias
Rüb (FAZ) angesichts seines methodischen Vorgehens hoch angesehen
gewesen. Doch das labeling und Popanzverhauen von Carsten
Volkery (Spiegel) hätte auch seine Meriten abbekommen, da es ja
nicht um die vorgeblich interessante Person geht, sondern um die Konnotation.
Was der "Verschwörungstheoretiker" sagt, muss falsch sein (und sei
es noch so richtig), da es ja ein "Verschwörungstheoretiker" sagt.
In beiden Fällen wird die Hauptaussage also nicht von den Autoren
der Artikel, sondern vom Leser getroffen. Der fühlt sich souverän
in seiner Entscheidungsfindung, meint auch, dazu alle Infos zu haben, denkt
selbst (selber denken macht schlau) und denkt an eins bestimmt nicht: an
Denn Propaganda wurde 1945 bekanntlich abgeschafft ... Nachtrag
Fritzsche kam jedoch wie Papen und Schacht in Nürnberg frei. Er wurde nicht eines einzigen Anklagepunktes für schuldig gesprochen. Die Alliierten hatten nicht vor, Kriegshetze und Propaganda zu kriminalisieren - honi soit qui mal y pense*. Die deutsche Bevölkerung jedoch war darüber so sauer, man hatte ja noch die Wirkung im Ohr und die Auswirkungen auf das eigene Bewußtsein ("Kämpfen für den Endsieg"), dass deutscherseits der Mann in Haft kam! Fritzsche haben wir es womöglich zu verdanken, dass unser StGB die schönen Paragraphen zu Volksverhetzung und Kriegshetze hat - die leider seltenst angewendet und im Inhalt ordentlich verbogen werden. |
Eine kleiner Ergaenzung:
"Benutze nur Woerter, die du auch definieren kannst." Haelt man dieses Prinzip ein, wird man automatisch immun gegen jede Mystifizierung, Religion, Einschuechterung und gegen das Denken in Kontigenzen/Konnotationen. Die analytischen Faehigkeiten werden enorm gestaerkt, weil man bei
einem Begriff nicht mehr einem Wust von Kontingenzen ausgesetzt ist (oft
sind es Belohnungserwartungen, Aengste, Einschuechterungen - eben das genaue
GESPUER dafuer, ob etwas von den Eltern, dem Staat, der Peer Group oder
anderen Autoritaeten erwuenscht oder "unerwuenscht" ist, ob etwas "serioes"
oder "unserioes" ist, ob etwas "heilig" oder "unanstaendig" ist, ob etwas
"keinen interessiert" oder "geil ist").
Beispiele: Definiere die Begriffe
Die Aufforderung zur Definition kontingenzbeladener Begriffe loest auch meist veraergertes Gestammel und ausweichende Reaktionen aus ("Man kann eben nicht alles definieren", "Man muss vom Vorverstaendnis her kommen"). Dies kann man geradezu als Messmethode verwenden! Statt einer Definitionshoheit liegt also meiner Meinung nach eher eine Etikettierungs- und Kontingenzhoheit vor. Das Informationsmonopol wird realisiert durch die Kontrolle ueber die Multiplikatoren, vor allem durch Selektion "geeigneter" Leute fuer entsprechende Planstellen (z.B. Intendanten, Chefredakteure, Schulleiter, Bischoefe), die ein besonders ausgefeiltes Gespuer dafuer haben, was "erwuenscht" ist. |
(c) Andreas Hauß http://www.medienanalyse-international.de/index1.html