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Trojaner, die akzeptabel sind -
von 1891
DIE DÜRRE.
0 weh, wie dörrte allgemach
Das Land der Sonnenschein!
Die Ströme werden träg'
und flach,
Die Bäche trocknen ein.
Verdürstend schmachten Baum
und Strauch,
Die Blümlein welken hin.
Wie freu' ich mich, dass ich nicht
auch
Ein Wassertrinker bin.
Das Mühlrad, das so lustig
ging,
Blieb längst verdrossen stehn.
Den Fischen scheint's ein böses
Ding,
Als wär's um sie geschehn.
Das Wild im Forste ächzt und
stöhnt.
Kein Bächlein trifft es an.
Hätt' ich an Wasser mich gewöhnt,
Wie übel wär' ich dran!
Es lechzen auf versengter Au
Nach Labung Halm und Blatt.
Wie gierig trinken sie den Thau,
Und werden doch nicht satt.
Die Sonne kommt, die schnell verzehrt,
Was auf den Blättern glänzt.
Mir wird, wenn ich ein Glas geleert,
Ein neues schnell kredenzt.
0 Zeus, ich bin des Mitleids voll,
Es dünkt mich doch nicht recht,
Dass alles ringsum dürsten
soll,
Indessen Einer zecht.
Giess Regen aus vom Himmelszelt
Auf Anger, Flur und Hain!
Ich sitz, so lang' er niederfällt,
Im Trocknen bei dem Wein.
vgl. Ferientag
eines Unpolitischen
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