Stalins
Rache
1937
startete der sowjetische Diktator die Liquidation ranghoher Offiziere
Freundlicherweise überantwortete die
Preußische Staatsregierung aus ihren Beständen dem MAI-Archiv
die kleine Schrift Tuchatschewskys "Die Rote Armee und die Miliz", nachdem
sie das Heftchen per Archivierung vor Nazi-Brandopfern bewahrt hatte.
Als diese Schrift aus der Reihe "Kleine
Bibiothek der Russischen Korrespondenz" 1921 erschien, war Tuchatschewski
gerade mal 27 Jährchenalt. Der Überschwang der Jugend erklärt
allerdings nicht allein den Stuß, der hier auszugsweise zu lesen
ist und den man später als trotzkistisch bezeichnen würde. Allmachtsphantasien
sind in der Linken seit jeher ein Problem, selbst ohne den Schwachsinn,
den "Linksruck" heute z.B. in die Partei zu tragen versucht .Nüchterne
Lagebeurteilungen werden von Krakeelern als "revisionistisch"
verketzert , und die Dummheit grassiert aufgrund mangelnder Schulungen
heute wie damals .
Nun hatte sich in den folgenden Jahren
Tuchatschewski zu einemn ernsthaften Militärführer gewandelt,
der Hitlers Barbarossa-Planungen entgegenstand. Der Trick, über die
britische Botschaft in der Tschechoslowakei - also über zwei banden
- den Mann ausschalten zu lassen, war als Geheimdienst- Manöver genial.
Stalin beurteilte die Glaubwürdigkeit britischer Quellen (als positiv)
- und ging dem Sachverhalt nicht nach . Das ist und bleibt Schema der Manipulationen
der Dienste bis heute . Man kann darauf vertrauen, daß z.B.
deutsche Linke mit Pawlowschem Beißreflex brav als "Verschwörungstheorie"
zerreißen, was der linken Freund-Feind-Schublade widerspricht. Al
Qaida ist der Feind Bushs - also haben die auch den 11.9. auf dem gewissen.
So einfach ist das. Der "Schwarze Block" bekämpft das "System", also
sind es nette Leute. (Bei beiden , AlCIAda und dem SB, gibt es natürlich
pflichtschuldigst Abgrenzung von den "falschen" Mitteln!). Möllemann
war Antisemit und reich und überhaupt FDP und wer mochte ihn schon
- also mordete er sich selbst, aals er "innerhalb seiner Leute" nicht
mehr akzeptiert war.
Wenn die Schablone paßt, muß
man sich um Sachverhalte nicht mehr kümmern.. Stalin reagierte so
. Und nach ihm leider noch so viele andere ...
Nun noch eine kleine Kostprobe, die ersten
Zeilen aus Tuchatschewskis "Analyse" der Situation (man nehme ein
geschichtsbuch zur Hand und vergleiche dazu die reale Lage. Man suche nach
einem Hinweis auf irgendetwas Marxistisches. Man ergründe Basisüberzeugungen
in diesem Voluntarismus. Da ist nichts. da ist nur Geplapper.):
"Früher erschien
es durchaus selbstver* ständlich und zweckmäßig, dem sozia«
listischen Staat durch ein Milizheer die erfor* derliche Verteidigungsfähigkeit
zu verleihen. Jetzt findet dieser Standpunkt eine immer kritischer werdende,
bei genauerer Prüfung sogar ablehnende Beurteilung.
Die Vergangenheit spielt
in dieser Frage nicht die letzte Rolle, der Glaube an die Unfehlbarkeit
einer Erkenntnis vergeht nur sehr langsam. Dieser Glaube führte viele
dazu, das erwähnte Problem nicht in seinen Grundlagen zu überprüfen,
sondern es im Sinne dieser oder jener Vervollkommnungen eines unsinnigen
Systems innerhalb der Ge< gebenheiten eines sozialistischen Staates
zu betrachten.
Aber es gibt auch solche,
die es nicht nur für überflüssig halten, diese Frage von
neuem zu prüfen, sondern die sogar — auf der einmal gründlich
erfaßten Idee verhar* rend — die sofortige Durchführung des
Milizsystems in Sowjetrußland fordern.
Dieser Aufsatz hat die
Aufgabe, das er* wähnte Problem zu untersuchen. Es ist da» bei
notwendig, nicht nur die Anwendbar» keit des Milizsystems für
die Diktatur des Proletariats zu prüfen, sondern auch das Wesen des
Milizsystems und endlich eben alls jenes System der sozialistischen Armee,
das den Anforderungen einer wahrhaft so« zialistischen Wehrkraft
und ihren Aufgaben entspricht.
Verteidigung und Angriff.
In der Epoche der II.
Internationale herrschte in den Köpfen der Sozialisten die Idee der
„Verteidigung des Vaterlandes". Bewaffnete Angriffe wurden, ohne ihre Mo«
tive, Zwecke und Ursachen zu untersuchen, unterschiedslos abgelehnt. Darin
zeigte sich die spezifische Form des Kampfes der II. In« ternationale
gegen den Imperialismus. Ge« rade deshalb hat unsere Frage eine etwas
einseitige Beleuchtung erfahren. Dieser Kampf, oder besser gesagt, dieser
nur pas« sive Halbkampf mit dem Imperialismus hat der Arbeiterschaft
systematisch den Ge« danken der Aktivität ausgetrieben, — den
Gedanken an einen Angriff des Proletariats auf die Bourgeoisie und hat
ihm den klaren Ueberblick über die möglichen Folgen eines solchen
Angriffs sehr erschwert.
Die gegenwärtige
militärische Situation Sowjetrußlands als des Verbreiters der
so« zialistischen Revolution in der ganzen Welt wird überhaupt
nicht in Erwägung gezogen. Diese Situation aber kann zwischen imperia«
listischen Staaten in militärischer Hinsicht niemals vorkommen.
Aber nicht nur die Einzelheiten
dieser Frage verraten das Fehlerhafte einer solchen passiven Denkweise.
Die ganze Grundlage
der Idee des militärischen
Angriffs der pro« letarischen Klasse auf die Bourgeoisie ist in militärischer
Hinsicht unzweckmäßig be« grenzt. Die II. Internationale
impfte allen die Vorstellung ein, daß ein solcher Angriffs«
kämpf nur im engen Rahmen eines Staaten« gebietes berechtigt
sei. Natürlich lassen sich das Leben und die sozialistische Revolution
in ihrer reichen Mannigfaltigkeit in keinerlei Rahmen einzwängen.
Unaufhaltsam dehnt sie sich über die ganze Welt aus, und ihre Spannkraft
wird anhalten, solange es eine Bourgeoisie in der Welt gibt.
Auf welchem Wege wird
sie ihr Ziel wohl erreichen? Auf dem Wege bewaffne« ter Aufstände
innerhalb eines jeden Staates oder auf dem Wege bewaffneter Aufstände
sozialistischer gegen bürgerliche Staaten oder aber auf beiden Wegen
zugleich; das kann nicht vorausgesagt werden, der Verlauf der Revolution
wird es uns zeigen. Eins steht fest: wenn irgendwo eine sozialistische
Revolution zur Herrschaft gelangt ist, dann hat sie das selbstverständliche
Recht, zu expansieren, dann wird sie mit elementarer Gewalt danach streben,
durch unmittelbare Einwirkung auf alle Nachbarländer die ganze Welt
zu umspannen. Ihr wichtigstes Werk« zeug wird natürlich ihre
militärische Kraft sein.
Wir sehen also, daß
die sozialistische Re« volution von ihrer Armee die Fähigkeit
zu aktiven Angriffsoperationen in den eigenen Grenzgebieten und, wenn der
Gang der " Usw. Usf.
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