Neulich auf der Titelseite des renommierten Hamburger Wochenblattes
DIE ZEIT kokettierte Mitherausgeber Dr. Josef Joffe unter dem Rubrum Die
Vernunftsnähe – Europa und Amerika entdecken im Irak wieder ihre gemeinsamen
Interessen vor einem ehrfurchtsvoll erschauernden Publikum als
ausgewiesener Connaisseur des französischen Literaten Honoré
de Balzac. Auf den lichten Höhen des bildungsbürgerlichen Olymp
weilend besteht freilich mitunter ernsthaft die Gefahr, die eine oder andere
eher irdische Volksweisheit aus dem Blick zu verlieren, die da zum Beispiel
lautet: „Getretener Quark wird breit, nicht stark“ oder
aber: „Auch wenn der Bauer leeres Stroh drischt, donnert die Tenne“.
Bei JoJo donnert’s gewaltig. Mit einem Paukenschlag serviert der Göttergleiche dem Leser sein possierliches belletristisches Appetithäppchen. Was jedoch dann kommt, ist nichts als die wohlbekannte, immergleiche, ewigfade atlantizistisch - amerikanophile Argumentationspampe bis schier die Sinne schwinden. PR-Gestammel für Bush’s Crazy-Truppe – zu dumm nur, daß keine Fernbedienung taugt, den Unfug wegzuzappen. Diagnose: Schwerer pro-amerikanischer Ausnahmefehler, hochgradiger NATO-Bias, islamophobisches Syndrom gepaart mit bellizistischem Demokratisierungswahn. Therapievorschlag: Mindestens einjähriger Kuraufenthalt am Quai d’Orsay bei strikter Abstinenz von CONUS und UK. Und nach Rückkehr ab ins Feuilleton – als Kritiker für französische Literatur. CONUS = Continental United States
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(c) Jürgen Rose, März 2004 c/owww.medienanalyse-international.de/index1.htm