Helgoland 1950-52
 
  
"Vaterlandslose Gesellen" war seit jeher das Schimpfwort für Linke, die sich nicht gegen  Angehörige  anderer Nationalitäten instrumentalisieren ließen. Daß es dabei ein dialektisches Verhältnis zwischen Heimatliebe und Internationalismus gibt, gilt es zu ignorieren. Also waren Linke schon immer Agenten Moskaus oder- Variante bis heute- eben Stasi-Leute. Ostler. Ferngesteuert.

Was diesem Bild entgegensteht, darf nicht ans Tageslicht. Und so sahen wir  am 23.2.2008 eine Dokumentation über die Rettung Helgolands - und nur  ganz marginal kam zum Ausdruck, daß es da einen Disssens zwischen Adenauers bestrebungen zur Westintegration und dem Wunsch von Jugendlichen gab, etwas gegen die Remilitarisierung Deutschlands und die Zerstörung Helgolands zu tun. Die DDR habe das alles propagandistisch ausgenutzt.

Mit KEINEM Wort wurrde die FDJ erwähnt. So weit und so lange währt der Kalte Krieg. Bis ins TV-Programm 2008.
 

Eine Magisterarbeit (.pdf) kam hingegen zu dem Schluß: "Denn, auch wenn dies von vielenSeiten bestritten wird, die »kommunistischen Besetzer« haben zur Freigabeder Insel beigetragen, indem sie die Aufmerksamkeit auf sie lenkten. Mitihrer Hilfe verschwand die Insel nicht aus den Medien, sondern rückte sie in den Blickpunkt. Die Aktionen der KPD, SED und FDJ zu bewerten, dasist nicht Aufgabe meiner Magisterarbeit gewesen. Festzustellen ist jedoch,dass diese Seite der Geschehnisse um Helgoland nicht ausgeklammert wer-den darf."
Ein frommer Wunsch. Es wird ausgeklammert. Und das systematisch.
"Wir weichen der Gewalt" - Spiegel- Berichterstattung damals 2/1951 - schon damals tauchte der politische Gegner nicht auf, blieb ungenannt,  in anderen Artikeln nur als  "Hitzköpfe" erwähnt.
Das mit der ehemaligen FDJ-Sekretärin als Bundeskanzlerin war damals noch nicht abzusehen.

"Helgoland" in Vietnam - aber auch Hubschrauber, Agent Orange und andere Gaben aus Deutschland ...


Arnold Zweig 
An den Militärkommandanten des amerikanischen Berliner Sektors

. . . Der Übereifer einer im Straßendienst beschäftigten Polizei und die zufällige Gestaltung der Berliner Sektorengrenzen hat es vor einigen Tagen mit sich gebracht, daß das Heft i des dritten Jahrgangs unseres ausgezeichneten monatlichen Magazins OST UND WEST, das Januar-Heft, auf dem Wege von der Buchbinderei zur Druk-kerei beschlagnahmt wurde.
Wir alle bemühen uns, auch durch diese Zeitschrift die Brücke wieder herzustellen, die vom Anfang dieses Jahrhunderts bis in die letzten Lebenstage der Weimarer Republik reichte und das deutsche geistige Leben mit dem aller anderen fortschrittlichen Nationen verband. Daß diese Brücke vom Hitler-Faschismus seit der Ermordung Liebknechts und Luxemburgs, Erzbergers und Rathenaus gehaßt und gefürchtet wurde, weiß die Welt und ebenso, daß ihr Abbruch vor nun genau sechzehn Jahren die Epoche des totalen Krieges einleitete, des Krieges gegen alle schöpferischen Elemente der Erdbevölkerung. Als Rückschlag dieses totalen Krieges erheben sich jetzt rund um die Bewohner hunderter von europäischen Großstädten Ruinenfelder . . .
Ich wäre Ihnen dankbar, sehr geehrter Herr, wenn dieser mein Brief dazu beitrüge, das kleine Versehen schleunigst wieder gutzumachen. Als Vater eines Ihrer GI im hoffentlich letzten Weltkrieg und als Mitglied des PEN-Clubs, das 1939 noch die unvergeßliche Gelegenheit hatte, Ihrem großen Präsidenten Franklin D. Roosevelt im Weißen Haus die Hand zu drücken, halte ich mich für legitimiert, Sie darum zu bitten.
Lassen wir, sehr geehrter Herr, die kurzsichtigen Tagespolitiker ihre Streitigkeiten untereinander ausfechten — es sind »querelles allemandes«, die schnell genug verdunsten werden, und helfen wir Soldaten und Intellektuelle jenen dauerhaften Frieden herzustellen, ohne den weder Ihre Staaten noch die unseren imstande sind, unsere Pflichten zu erfüllen der heutigen Generation gegenüber wie allen kommenden.
(27. i. 1949 - Viertausend Exemplare der von Alfred Kantorowicz herausgegebenen Zeitschrift »Ost und West< waren beim Durchqueren einer Spitze des amerikanischen Sektors beschlagnahmt worden; die Beschlagnahme wurde nicht rückgänig gemacht. - Ein knappes Jahr später ordneten die DDR-Behörden die Einstellung der Zeitschrift an - der Titel >Ost und West« paßte in keine der »politischen Landschaftern.)
 
 

Aus dem MAI-Archiv:

(ZU UNSEREN BEITRÄGEN
HEINRICH MANNS Essay „Die geistige Lage" ist ein Abschnitt aus seinem - demnächst im „Aufbau-Verlag" erscheinenden autobiographischen Buch „Ein Zeitalter wird besichtigt".
GEORGES BERNANOS' Darstellung der „Retter der christlichen Zivilisation" ist seinem Buch „Les grands cimetieres sous la lune" entnommen.
THEODORE DREISERS Bericht über seine „Reise im Spanien des Bürgerkrieges 1938" ist ein Vortrag, den er nach seiner Rückkehr im Kreise seiner Kollegen von der „Leagqe of American Writers" gehalten hat. Der Vortrag ist dem Nachlaß des großen Dichters entnommen und erscheint an dieser Stelle zum ersten Mal im Druck.
BERTOLT BRECHTS Einakter „Die jüdische Frau" gehört einer Reihe von 24 Szenen aus dem Leben deutscher Menschen an, die unter dem Titel „Furcht und Elend des III. Reiches" zusammengefaßt sind. Der große Dichter und Dramatiker lebt gegenwärtig noch in USA.
MAX SCHRÖDER, der aus Lübeck stammende Kunsthistoriker und Literaturkritiker, ist kürzlich nach I4jährigem Exil nach Deutschland zurückgekehrt. Er lebt gegenwärtig als Cheflektor des Auf bau-Verlages in Berlin.
Dr. GÜNTHER BIRKENFELD, Berliner Romancier und Publizist, ist Lizenzträger und Herausgeber der Jugendzeitschrift „Horizont".
FRIEDRICH SCHULTZE lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
FRIEDRICH FRANZ GRAF TREUBERG ist Chefdramaturg der Hebbel-Theater in Berlin.
Die anderen Mitarbeiter der ersten Nummer werden durch .einführende Artikel oder Vorbemerkungen im Heft vorgestellt.
Herausgeber: Alfred Kantorowicz
Redaktion: Berlin-Pankow, Westerlandsraße 15. Ruf: 480571. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Der Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Schriftleitung gestattet. Übersetzung&rechte vorbehalten.  Umschlagentwurf und typografische Gestaltung: Moritz-Blank,)
 


Gustav Heinemann 
Deutsche Sicherheit
(Am 31. 8. 1950 tritt der erste Innenminister der BRD, Gustav Heinemann - damals CDU - zurück. Grund: Der Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte in einem Interview mit der >New York Tirnes< vom 18. 8. von der »Notwendigkeit starker deutscher Verteidigungskräfte« gesprochen und am 29. 8. dem amerikanischen Hohen Kottiinissa" ein >Sicherb.eus!neKiorandxim< mit ähnlichen Überlegungen übergeben, das
 

Orten der eindrüdtücfasK and immer nadi a
Gesinnungsänderung des deutschen Volkes sein. We
ier alte Verdacht gegen unseren  -n-eres Volkes verhängnisvoll belebt werden . . .
Die Aufstellung deutscher Truppen bedeutet eine schwere Belastung i len Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn es bisher nicht gelangt hat, den Os und Kriegsbeschädigten, den Wohnungslosen und Sozialrentnern, der manchen anderen Gruppen unseres Volkes zu geben, was ihnen zusteht, so ' Rüstungsausgaben ihre Situation nicht erleichtern. Wo ist die soziale Geaeraisal arbeit, die hier eine Antwort vorbereitet?
Die andere Belastung erwächst unserer jungen Demokratie. Die militirisca l-'-i. wird nahezu unvermeidlich wieder eine eigene politische Willensbildung entfahr» _
Natürlich kann Deutschland jederzeit von den anderen zum Schlachtieic t." "v •werden. Aber wir legitimieren unser Deutschland selbst als Schlachtfeld, WEB» « ans in die Aufrüstung einbeziehen. Ich weiß, daß es z. Zt. irreal ist, an eise Versa digung unter den Weltmächten über Deutschland oder an eine UXO-Lösa»s i Deutschland zu denken. Wer aber vermöchte zu sagen, daß es auch morgen irreal st trird? Es kommt darauf an, daß die Chance für eine friedliche Lösi:-; :L_:H: -•;:.:: geht. Unsere Beteiligung an der Aufrüstung würde das Aufkommen eissr saä Chance kaum mehr offen lassen . . .
Der Bundeskanzler denkt in den Formen autoritärer Willensbildung usä öa sä vertretenden Handelns. Streiten wir dabei nicht um Verfassungswortlaate. W» < Wille zur Mitbeteiligung des Volkes vorhanden ist, gibt es auch Wege, um d:<*g M beteiligung aufzuschließen. Wir werden unser Volk nur dann demokratisci ^=-^ wenn wir Demokratie riskieren. Wenn in irgendeiner Frage der Wille des denod Volkes eine Rolle spielen soll, dann muß es in der Frage der Wiederaniräai
ttain   .   .   .
Mein Rücktritt aus der Bundesregierung ist erfolgt, weil ich die Veraatwoni nicht tragen kann, die einem Bundesminister zugemutet wird. Wo die dem ^»" obliegende Bestimmung der politischen Richtlinien so verstanden wird, daß eme raeinsame echte Willensbildung nicht stattfindet, und wo jeder nur mit Vonrürie» rechnen hat, der sich den Richtlinien nicht willig fügt, möchte und kann ich keine i Verantwortung tragen.
Mein Ausscheiden aus der Bundesregierung möge das deutsche Volk vor die Fr führen, wie es sich Demokratie denkt und was es von seinen Ministern envirtet-möge die deutsdien Männer und Frauen insbesondere in der vor uns stehenden a liehen Frage der Wiederaufrüstung veranlassen, selber nachzudenken und ihren \FI] deutlich zum Ausdruck zu bringen.


Marianne Wilke
Jugend befreite Helgoland

Helgoland ist nicht nur ein Markenzeichen für Tausende von Erholungssuchenden, die alljährlich auf die Nordseeinsel fahren, nicht nur Heimathafen der Hummerfischer und Zuflucht für Wüstenschiffe, wenn die schweren Frühjahrs- oder Herbst-•örme toben. Helgoland war auch immer aus militärischen Gründen begehrt. Und deswegen war es den Helgoländern IW5 nicht wie anderen vergönnt, mit dem Wiederaufbau «rer von Bomben stark zerstörten Insel zu beginnen. Sie wurden auf Befehl der britischen Militärregierung auf das and evakuiert. Die Royal Aif Force hatte Helgoland als tombenzielplatz ausersehen.
Militärische Übungen für einen neuen Krieg, damit woll-Bm wir jungen Menschen uns ebensowenig abfinden wie mit äer Remilitarisierung der Bundesrepublik. So war ich begei-«ert. als ich am 24. Februar 1951 erfuhr, am Tage zuvor wä-m sieben Jugendliche auf Helgoland gelandet, um gegen ae nach mehr als fünf Jahren seit Kriegsende immer noch «•dauernden Bombardierungen durch britische Flugzeuge

eine zweite Delegation zu gewinnen, die im März 1951 die Insel gebracht werden sollte. Ein FDJler, den ich, M glied der Hamburger Guttempler-Jugend, in der Bewegui gegen die Remilitarisierung kennengelernt hatte, führte dasl erste Gespräch mit mir.
Inzwischen war die erste Gruppe von deutscher Polizesl und britischen Soldaten auf der Insel verhaftet und in das Kieler Gefängnis gebracht worden. Das Bild des Sprechers! der Delegation, des Kunststudenten Hans-Peter Göttscha aus Wedel, stand in vielen Zeitungen. Selbst in der briti-l sehen Presse wurde die friedliche Besetzung der Insel kommentiert. Es war klar: die Befreiung Helgolands konnte erreicht werden, wenn man nachsetzte.
Die Vorbereitungen auf die nächste Fahrt mußten natürlich unter strengster Geheimhaltung vor sich gehen. Weder meine Eltern durften davon wissen noch selbst mein Freund. Und das große Ziel ließ auch die Befürchtungen zurücktreten, es könnte Schwierigkeiten mit der Schule geben (ich besuchte damals das Fröbelseminar für Kindergärtnerinnen). Die Deutsche Bewegung Helgolands, ein Bündnis ver-1 schiedener politischer Kräfte, hatte uns in Brunsbüttelkoog versammelt, um mit der Vorbereitung der Überfahrt zu be-1 ginnen. Im Hause des in illegaler Arbeit erfahrenen Kommunisten Peter Umland trafen sich 13 Jugendliche, neun Jungen und vier Mädchen. Sie waren Mitglieder verschiede- l ner Jugendorganisationen, kamen aus Hamburg und Bremen, aus Niedersachsen und dem Ruhrgebiet. Die Frühjahrsstürme waren in diesem Jahr so heftig, daß das Auslaufen unseres Kutters immer wieder verschoben werden mußte. Fast 14 Tage mußten wir in Brunsbüttelkoog l verbringen, umsorgt von Anna Umland und ihrer Tochter Erna. Wir durften nicht in den Ort hinausgehen, nur einige Schritte auf den Hof. So merkte in Brunsbüttelkoog keiner, welche Aktion in der Stadt vorbereitet wurde. Um nach Helgoland zu kommen, mußten wir sogar zweimal in See
i der Mscner zm i/uu....»-------
Ak wir endlich auf dem richtigen Kurs nach Helgoland waren, war die Nordsee immer noch sehr rauh. Bei Wind-Brke sieben bis acht wurde unser 14 Meter langer Kutter ifng durchgeschüttelt, und nicht nur die Binnenländer un-T uns hatten den Eindruck, ihnen würden die Eingeweide •sedreht. Überdies war unsere Lage zunächst äußerst un-taquem. denn um nicht von Küstenwachbooten gesehen zu erden, mußten wir uns im Lagerraum aufhalten, in dem es •Kzig nach Fisch roch. Erst auf hoher See, und als der härm etwas nachließ, durften wir das Deck betreten. Hier •jachte unser Delegationsmitglied, der Journalist Artur Kil-&. sein erstes Foto.
Der erste Eindruck von der Insel war überwältigend und chütternd zugleich. Die Sandsteinfelsen ragten mächtig i dem Wasser, und auch die Lange Anna, das Wahrzei-n der Insel, 63 Meter hoch, etwas an den Schiefen Turm iPisa erinnernd, imponierte uns sehr. Die Insel aber glich er einzigen Kraterlandschaft. Die britischen Truppen ••tten 4 600 Tonnen Sprengstoff, die auf der Insel lagerten, • die Luft gesprengt. Alles war darauf angelegt worden, Helgoland unbewohnbar zu machen. Nur der Flak-Bunker, •ser Ziel und Aufenthaltsort, war unversehrt. Ein stolzes Gefühl hatten wir, als wir auf dem Turm unsere drei Flaggen gehißt hatten: die Fahne der Bundesrepublik, die Schles-•is-Holstein-Fahne und die Fahne in den Farben Helgolands. Dieses Gefühl wurde noch stärker, als wir erleben Honnten, daß anfliegende Maschinen der Royal Air Force | abdrehten, nachdem sie unsere Flaggen gesehen hatten.
Pech hatten wir beim zweiten Foto. Um die gesamte Gruppe auf das Bild zu bannen, ging unser Fotograf immer weiter zurück bis an den Rand des Kais, wo er den Halt verlor und in das kalte Wasser stürzte. Mit großer Mühe gelang es uns, ihn aus der Nordsee zu fischen. Zum Glück war er •averletzt, nur seine Kamera war hin. Um sich nicht eine

auf dem Helgoländer Friedho:             eilten umgestürzte |
Steine wieder auf und machten uns mit den Namen der alteingesessenen Familien bekannt, den Denker, Lörs, Krüß oder Rickmers. Die kräftigsten Jungen gingen daran, die | schwere Tür des Bunkers zu reparieren.
Gemeinsam schrieben wir am Text eines Helgolandliede s das ich vertonte. Wir sangen es abends im Bunker, und wir sangen es gegen den Wind bei der Arbeit. Wir sangen es auch, als wir von Bord des Polizeibootes in die „grüne Minna" verfrachtet wurden, um in das Kieler Gefängnis transportiert zu werden. Später tauchte unser Lied in einer DDR-Jugendzeitung auf. Es war unser Text, die Melodie aber hatte der namhafte Komponist Andre Asriel geschrieben. Offenbar war ihm unsere Melodie zu laienhaft-einfach. Wir sangen es aber weiter auf unsere Weise:
Nach Jahren des Krieges, des Kummers, der Not,
Zerstörung das Land überfällt,
ein fremder Wille und Angriff droht
dem Frieden der Insel, der Welt.
Das Land, es darf nicht vergehen, soll uns der Friede bestehen, rufen wir ins deutsche Land: Keine Bombe auf Helgoland!
Fünf Strophen wurden geschrieben, in denen wir unseren Friedenswillen ausdrückten.
Besuch bekamen wir lediglich einmal, als zwei Fischkutter vor dem schweren Sturm Schutz suchten. Die Fischer sprachen uns Mut zu, bekundeten ihre Sympathie mit unserer Unternehmung und versorgten uns mit Frischwasser. Au-
Nach einer Woche kam, womit wir gerechnet hatten: Po-:=: ruckte an, um uns von der Insel zu holen. Rechtzeitig •ten wir das Polizeiboot gesichtet und waren in unseren c^ier geflüchtet, den wir verriegelten und von innen ver-cnkadierten. Es dauerte einige Stunden, ehe sich die Poli-sreamten mit Hilfe von Schneidbrennern Zugang zum Imker verschafft hatten.
h 14 Tagen Einzelhaft im Kieler Gefängnis Harms-räße machte uns das Gericht der Kontrollkommission den tozeß. Anklagepunkte: Unbefugte Landung und Aufent-ah auf Helgoland. Unser Rechtsanwalt Dr. Curt Wessig BS Hamburg hielt vor Gericht eine leidenschaftliche politi-d»e Verteidigungsrede, die mehrfach vom britischen Mili-•richter unterbrochen wurde. Das Urteil gegen die vier ladchen: zwei Monate und zwei Wochen Gefängnis; für die •nee n gab es einen Monat mehr. Während wir auf Bewäh-•og freigelassen wurden, mußten die Jungen ihre Strafe ab-•zen. Das empörte uns so sehr, daß man uns mit Mühe aus tan Gerichtssaal entfernen mußte. Wenn schon, dann wollen wir alle gemeinsam die Strafe antreten.
Unserer Delegation folgten noch drei weitere. In der drit-en Gruppe waren schon mehr als 30 Mädchen und Jungen, tasgesamt beteiligten sich 99 Jugendliche an diesen Lan-tangen auf Helgoland. Gegen sie wurden insgesamt 367 kfonate Gefängnis verhängt. Aber sie erreichten das ge-•eckte politische Ziel: die britische Royal Air Force wurde [ezwungen, die Bombardierung Helgoland zu beenden, fach Debatten im britischen Unterhaus und im Bundestag tot am 25. März 1952 der Helgoland-Vertrag in Kraft, der fee Freigabe der Insel festlegte. Der Wiederaufbau konnte heginnen.
den Grundstein für ein Gedeihen ihrer Heimat. Auch diese Aktion soll nicht vergessen werden, denn auch sie erforderte Mut und wurde von den herrschenden Politikern nicht eben mit Wohlwollen betrachtet.
Der britische Geheimdienst und die bürgerliche Presse in der Bundesrepublik hatten nichts unversucht gelassen, uns, die Deutsche Bewegung Helgoland, zu diffamieren und die Helgoland-Fahrer als kriminelle Elemente darzustellen. Es wurden Spitzel auf uns angesetzt und Provokateure, die uns in der Öffentlichkeit herabsetzten. Dem britischen Geheimdienst gelang es zwar auch, einen Agenten, einen früheren Hitlerjugend-Führer, in den Vorstand der Bewegung zu bringen. Er wurde schließlich durch die Wachsamkeit anderer, ehrlich zur Bewegung stehender junger Menschen enttarnt. Was auch immer getan wurde, zerschlagen konnte man die Bewegung nicht. Man konnte auch nicht verhindern, daß der Kreis der Sympathisanten mit den friedlichen Helgoland-Besetzern in der Bevölkerung immer größer wurde. Jener entlarvte Agent spielte übrigens später bis zu seinem Tode eine Rolle im Springer-Konzern.
Nahezu 23 Jahre später kam ich wieder auf die Insel Helgoland. Meine Partei, die DKP, hatte mich zur Kreistagskandidatin für den Wahlbezirk Helgoland gewählt. Ich verteilte auf der Insel Flugblätter, um zu begründen, warum ich für die DKP kandidierte. Darin schilderte ich die Ereignisse des Jahres 1951, und ich berichtete auch, daß sich in meiner Delegation fünf Kommunisten befanden, die mit dazu beitrugen, mich für die Kommunistische Partei zu gewinnen. Diese Flugblätter fanden ein reges Interesse. Es war aber für mich erschreckend, zu erfahren, daß der Kampf der Jugend um die Befreiung der Insel Helgoland bei jungen Menschen unbekannt war. Nur einige ältere Menschen entsannen sich,
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Kader lediglich, daß einmal ein Prinz Hubertus zu Löwen-mtm auf die Insel gefahren war, um für seine Idee eines pesteuropäischen Zusammenschlusses zu demonstrieren, •dem er die „Europa-Fahne" aufpflanzte. Patriotisches Bandeln billigt man hierzulande am wenigsten Kommuni-izu. Dabei gibt es auf der Insel Helgoland durchaus Poli-r. die über die Geschichte besser Bescheid wissen. Dazu _ären  CDU-Bürgermeister  Rickmers  und  auch  der K>-Fraktionsvorsitzende in der Gemeindevertretung, Pe-itEr Botter. Aber der Antikommunismus hindert sie daran, [Sk die Verbreitung der historischen Wahrheit zu sorgen.
Als ich nach 23 Jahren wieder auf Helgoland war, traf ich 4ec damals 77 Jahre alten Rentner Franz Müller, der mir ein Hd zeigte, „zum Beweis, daß ich echt bin". Es zeigte eine kuppe von fünf Helgoländer Kommunisten, unter ihnen Franz Müller. Sie hatten ein Transparent entfaltet: „Wählt Im Arbeiter Ernst Thälmann!" Und er erzählte mit lebhaf-fea Worten von dem früheren Vorsitzenden der KPD auf kr Insel, dem Arbeiter Julius Blaszkowski. „Der war ein angesehener Mann. Als Redner konnte er es mit jedem Ge-•ssen vom Festland aufnehmen", meinte Franz Müller. Bei [der letzten Reichstagswahl vor 1933 hatten die Kommuni-•en mehr als 200 Stimmen bekommen.
Auch über die Entstehung der organisierten Arbeiterbewegung weiß die offizielle Geschichtsschreibung auf der In-I «l wenig. Aber ich bin sicher: diese Lücken werden ebenso «schlössen wie jene, die mit der Befreiung im Jahre 1951 »sammenhängen.


historische Einordnung in die antimilitaristische Bewegung dieser Zeit

Pardon- das OCR-Programm bekommt nicht alles geregelt. AH

(c) Andreas Hauß, Februar 2008
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html

Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.