Die US-Regierung hat Forschungen im Bereich der Gentechnologie finanziert,
die ihren Besitzern auf dem Markt die Macht verleiht, das Saatgut für
Nahrungsmittelpflanzen ganzer Nationen oder Regionen zu beherrschen. Sie
hat seit 1983 unauffällig an dieser Technologie gearbeitet. Jetzt
soll die wenig bekannte Firma, die in diesem Bereich der gentechnischen
Forschung mit dem Landwirtschaftsministerium der US-Regierung zusammengearbeitet
hat, Delta & Pine Land, Teil des größten Lieferanten der
Welt für patentiertes, gentechnisch verändertes Saatgut, der
Monsanto Corporation von St. Louis, Missouri, werden.
Die Beziehungen zwischen Monsanto, Delta & Pine Land und dem US-Landwirtschaftsministerium lassen bei genauerem Hinsehen die dunklen Schattenseiten der vielgepriesenen »Gentechnischen Revolution« in der Landwirtschaft erkennen und bestätigen den tiefsitzenden Verdacht, daß es bei dieser »Gentechnischen Revolution« nicht darum, geht »das Welthunger-Problem zu lösen«, wie ihre Verfechter behaupten, sondern darum, die Kontrolle über das Saatgut für Grundnahrungsmittel der Menschheit wie Reis, Mais, Soja, Weizen, ja sogar Obst, Gemüse und Baumwolle an private Unternehmen zu übergeben. Sobald das Saatgut und sein Einsatz patentiert ist und von einem oder mehreren der privaten multinationalen Unternehmen des Agribusiness kontrolliert werden, können diese entscheiden, ob ein spezieller Abnehmer – zum Beispiel China, Brasilien, Indien oder Japan – das patentierte Saatgut von Monsanto oder von einem Lizenznehmer und Partner der Firma wie Bayer Crop Sciences, Syngenta oder DuPont Hi-Bred International bekommt oder nicht. Die meisten von uns kümmern sich nicht darum, woher der Mais in der Schachtel von »Kelloggs Korn-Flakes« oder der vorbehandelte Reis in der Packung »Onkel Bens« Reis stammt, die sich jemand aus dem Regal beim Supermarkt holt. Das alles muß nämlich zuvor aus Saatgut gewonnen werden. Das Saatgut kann sich der Bauer entweder aus der Vorjahresernte zurückbehalten, um es für die nächste Ernte wieder auszusäen, oder er kann es für jede Anbauperiode von der Firma, die es vertreibt, neu kaufen. Als Anfang der 1990er Jahre zum ersten Mal genetisch verändertes Saatgut auf dem Markt auftauchte, erlaubte das den Unternehmen Monsanto, DuPont oder Dow Chemicals, statt chemischer Pflanzenvernichtungsmittel wie »Roundup« der Landwirtschaft patentiertes, genetisch verändertes Saatgut für die landwirtschaftlichen Grunderzeugnisse wie Mais, Reis, Soja und Weizen anzubieten. Seit gut einem Vierteljahrhundert, seit 1983, hat die US-Regierung unauffällig daran gearbeitet, ein gentechnisches Verfahren zu vervollkommnen, das die Bauern zwingt, in jeder Enteperiode sich erneut an die Saatgutlieferanten zu wenden, um neues Saatgut zu erwerben. Das Saatgut läßt nur eine Fruchtfolge zu. Danach begehen die Samen aus dieser Ernte »Selbstmord« und sind nicht wiederverwendbar. Es wurde zu Recht viel Aufhebens darum gemacht, daß dieser Vorgang, patentiertes »Selbstmord«-Saatgut mit der offiziellen Bezeichnung GURTs (Genetic Use Restriction Technologies, Gentechnologische Beschränkung der Wiederverwendbarkeit) eine Gefahr für die armen Bauern in Entwicklungsländern wie Indien oder Brasilien darstellt. Diese zweigen üblicherweise von der Ernte ihre Samen für die nächste Aussaat ab. Tatsächlich ist GURT-Saatgut, umgangssprachlich wegen der brutalen Art und Weise, in der es die Möglichkeit der Pflanzen zur Fortpflanzung abtötet, auch »Terminator«-Saatgut genannt, eine Gefahr für die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung sowohl in Nordamerika, Westeuropa, Japan und überall dort, wo Monsanto und das elitäre Kartell seiner Partner im gentechnischen Agribusiness auf den Markt drängen. »Terminator«-Pflanzen sind genetisch so konstruiert, daß sie sterile, nicht fortpflanzungsfähige Samen erzeugen. Durch das Einfügen einer Reihe von »Unterstützer«- und »Markierungs«-Genen und von Gen-Schaltern wird es möglich, die Fortpflanzungsfähigkeit der Samen auf molekularer Ebene dadurch an- und auszuschalten, daß man die Pflanze bestimmten Chemikalien aussetzt. Samenkörner können geerntet werden. Sie lassen sich aber nicht ohne die mehrmalige Behandlung mit bestimmten Chemikalien zur Aufzucht neuer Pflanzen verwenden. Bei den ersten »Terminator«-Patenten von Delta & Pine Land und dem US-Landwirtschaftsministerium aus dem Jahr 1998 löste eine bestimmte Chemikalie einen gentechnisch eingebauten Selbstmordmechanismus aus. Der Auslöser für das Samenkorn ist ein Antibiotikum namens Tetracycline. Es bewirkt, daß die nächste Generation der Samenkörner biologisch tot ist. Harry Collins, der Vizepräsident der Firma Delta & Pine Land, stellte damals, 1998, das Argument der Öffentlichkeitsarbeit für »Terminator« auf. Er sagte: »Die jahrhundertealte Praxis der Bauern, Saatgut aufzuheben, ist für Bauern der Dritten Welt von großem Nachteil, weil sie dadurch, ohne es zu wollen, und weil sie den einfacheren Weg einschlagen, auf veraltete Arten festgelegt werden und nicht neuere produktivere Arten anbauen.« Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als diese Aussage. Die Crucible Group, zu der das International Plant Genetic Resources
Institute (Internationales Institut für Pflanzengenetik) gehört,
sieht »Terminator« in einem breiteren Umfeld: »Die Monopolkontrolle,
welche die ›Terminator‹-Technologie ermöglicht, geht weit über
Patentrechte hinaus und bedroht die nationale Souveränität. Ein
Patent ist ein auf Zeit beschränktes, gesetzlich bewilligtes Monopol,
das von einer Regierung im Austausch für den gesellschaftlichen Nutzen
gewährt wird. Im Fall von ›Terminator‹ bleibt das biologische Monopol
nicht auf Zeit beschränkt, und es wird nicht notwendigerweise von
nationalen Regierungen genehmigt.«
Die seltsame Geschichte von Delta & Pine Land Delta & Pine Land ist eine Gesellschaft, die trotz der Kiefer (Pine) in ihrem Namen tiefreichende Wurzeln hat. Nach der Gründung im Jahr 1888 hatte die Firma ihr Hauptquartier an der One-Cotton-Straße in der Ortschaft Scott (Mississippi), die sich zwischen Coat Island und Choktaw Bar Island nahe der Grenze zu Arkansas ans Ufer des Mississippi schmiegt. Allerdings sind die Leute, die bei Delta Pine das Sagen haben, alles andere als typische schmutzgewohnte Baumwollfarmer vom Mississippi. 1983 tat sich Delta & Pine Land (D&PL) mit dem US-Landwirtschaftministerium
zusammen, um »Terminator«-Samen zu entwickeln. Das Vorhaben
war eines der ersten gentechnischen Projekte überhaupt. Es war auf
lange Sicht angelegt. Der US-Regierung meinte es ernst mit dem »Terminator«-Samen,
und das von Anfang an, also vor mehr als zwei Jahrzehnten.
Im März 1998 erteilte das US-Patentamt Delta & Pine Land das Patent Nr. 5,723,765 unter dem Titel Control of Plant Gene Expression (Kontrolle über Ausdrucksformen der Pflanzen-Gene). Inhaber des Patents sind nach Delta & Pines 10 K-Eintrag bei der Security & Exchange Commission (US-Finanzbehörde) »D&PL gemeinsam mit den Vereinigten Staaten von Amerika, vertreten durch den Sekretär für Landwirtschaft«. Das Patent hat Weltgeltung. Doch weiter im Text zum Eintrag bei der Finanzbehörde: »Das Patent betrifft im breiten Sinne jede Spezies von Pflanze und Samen, sowohl transgene als auch konventionelle, es bezieht sich auf ein System zur Kontrolle der Fortpflanzungsfähigkeit des Samens ohne die Frucht zu beeinträchtigen.« (So wörtlich!) Danach behauptet D&PL auf eine Weise, die an den Großem Bruder in George Orwells Roman 1984 erinnert: “Eine der Anwendungsmöglichkeiten der Technologie könnte sein, unbefugtes Aussäen von Saatgutarten mit Eigentumsvorbehalten dadurch zu kontrollieren …, daß man solche Handlungsweise unwirtschaftlich macht, weil unberechtigt zurückbehaltenes Saatgut nicht keimen wird, und deswegen für die Aussaat nutzlos wäre.« D&PL belegt die jahrtausendealte Tradition der Bauern, ihr eigenes Saatgut zurückzubehalten, mit dem herabsetzenden Begriff »brown bagging« (so viel wie »betrügerisch einsacken, schnorren«), als wäre das etwas Unanständiges und Korruptes. In die Umgangssprache übersetzt bedeutet das, D&PL erklärt offiziell: Zweck seines Patentes Nr. 5,723,765 Kontrolle über Ausdrucksformen der Pflanzen-Gene sei es, Bauern daran zu hindern, wenn sie einmal dazu verführt worden waren, transgenes oder gentechnisch verändertes Saatgut der Firmen Monsanto oder Syngenta zu kaufen, davon zu schnorren oder sich der Kontrolle über ihre künftigen Ernten seitens Monsanto und ihrer Freunde wieder entziehen zu können. Mit den Worten von D&PL eröffnet ihnen ihr Patent »die Perspektive, weltweit die wichtigen Saatgutmärkte für den Verkauf von gentechnisch verändertem Saatgut bei den Feldfrüchten zu erschließen, bei denen zur Zeit noch Samen aus der Ernte abgezweigt und als Saatgut in der nachfolgenden Anbauperiode eingesetzt wird«. Statt dessen müssen die Bauern oder die Länder, deren Bauern von patentiertem, gentechnisch verändertem Saatgut von Monsanto abhängig gemacht worden sind, jedes Jahr eine Lizenzgebühr an Monsanto entrichten, um neues Saatgut zu erhalten. »Ohne Knete keine Wäsche«, wie der alte Dichter aus Brooklyn sagen würde. »Terminator« ist die Antwort auf den Traum des Agribusiness, die Weltnahrungsmittelproduktion zu kontrollieren. Seine Vertreter brauchen nun nicht mehr für teures Geld Detektive anzuheuern, um auszuspionieren, ob Bauern patentiertes, gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto oder anderen Herstellern wiederverwenden. »Terminator«-Mais-, Soja- oder Baumwollsamen können genetisch so verändert werden, daß sie nach einer Ernteperiode »Selbstmord begehen«. Das würde Bauern automatisch davon abhalten, Samen einzubehalten und für die nächste Aussaat wiederzuverwenden. Die Technologie wäre das Mittel, um die Patentansprüche an gentechnisch verändertem Saatgut von Monsanto oder anderen durchzusetzen, und Verwendungsgebühren nicht nur von den Bauern in Entwicklungsländern, wo Patentrechte verständlicherweise kaum beachtet werden, sondern auch in den Industrieländern der OECD durchzusetzen. Bei bestehenden Patentrechten für »Terminator« begeben sich Länder wie zum Beispiel Argentinien, Brasilien, der Irak, die USA oder Kanada möglicherweise in die Geiselhaft eines privaten übernationalen Unternehmens, wenn es sich zur Verbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut unter seinen Bauern öffnet. Denn eine solche Gesellschaft könnte, gleichgültig aus welchen Gründen, insbesondere aufgrund ihrer engen Verbindung zur US-Regierung, entscheiden, »Nahrung als Waffe« zu benutzen, um dem jeweiligen Land oder einer Gruppe von Ländern eine US-freundliche Politik aufzuzwingen. Klingt Ihnen das als zu weit hergeholt? Erinnern Sie sich, wie Außenminister Henry Kissinger in dem Chile unter Allende den Regimewechsel zu der »us-freundlichen« Pinochet-Diktatur dadurch erzwungen hat, daß er einen Stop der US-Wirtschaftshilfe und der privaten Nahrungsmittelexporte nach Chile verhängte? Kissinger hatte das »Nahrungsmittelwaffe« genannt. »Terminator« ist nur der logisch nächste Schritt in der Nahrungswaffentechnologie. Die Rolle der US-Regierung bei der Unterstützung und Finanzierung der jahrzehntelangen »Terminator«- Forschung der Firma Delta & Pine Land ist mehr als aufschlußreich. Denn wie Kissinger damals schon in den 1970er Jahren sagte: »Wenn man das Öl kontrolliert, kann man ganze Kontinente beherrschen. Haben Sie die Nahrungsmittel in der Hand, kontrollieren Sie die Bevölkerungen …« In einem Interview umriß der Sprecher des US-Landwirtschaftsministerium Willard Phelps im Juni 1998 die US- Regierungspolitik hinsichtlich des »Terminator«-Saatguts. Er erklärte: Das US-Landwirtschaftsministerium möchte, daß diese Technologie »weit zugelassen und vielen Saatgutfirmen unmittelbar zugänglich gemacht wird«. Er meinte damit die Giganten im gentechnischen Agribusiness wie Monsanto, DuPont oder Dow. Das US-Landwirtschaftsministerium verhehlte seine Gründe nicht: Es will »Terminator«-Samen in den Entwicklungsländern einführen, in denen die Rockefeller-Stiftung die Ausbreitung der gentechnisch veränderten Feldfrüchte seit den Anfängen ihres Reis-Genom-Projektes im Jahr 1984 zum Zentrum ihrer Gentechnologie-Strategie gemacht hatte. Phelps vom US-Landwirtschaftsministerium stellte fest, Ziel der US-Regierung bei ihrer breitestmöglichen Förderung der »Terminator«-Technologie sei es gewesen, »den Wert von Saatgut von privaten Besitzansprüchen seitens us-amerikanischer Saatgutfirmen zu steigern und ihm neue Märkte in Ländern der Zweiten und Dritten Welt zu erschießen«. Nach den Regeln der WTO (Welthandels-Organisation) über den Freihandel in der Landwirtschaft, ist es Ländern verboten, Einschränkungen gegen Einfuhren gentechnisch veränderter Organismen mit Bezug auf die Volksgesundheit zu verhängen, da das als »unbillige Handelsschranke« gelten würde. Allmählich wird klar, warum die US-Regierung und die US-Agrarfirmen Ende der 1980er Jahre bei der Uruguay-Runde von GATT auf die Schaffung einer Welthandels-Organisation mit übernationaler, willkürlicher Macht über den Welthandel mit Agrarprodukten gedrängt hatten. Es paßt sehr gut zum Bild vom patentierten Saatgut, das den widerstrebenden WTO-Mitgliedernationen unter Androhung von WTO-Sanktionen aufgezwungen wird. Dem folgt jetzt das »Terminator«- oder »Selbstmord«-Saatgut. Ein näherer Blick auf die Besitzer und Betreiber von Delta &
Pine ist hierbei aufschlußreich.
Politik in Arkansas und die Firma D&PL Großaktionär bei D&PL ist die Stephens Group von Little Rock in Arkansas. Damit wird die Sache in der Tat recht interessant. Aufsichtsratsvorsitzender bei DP&L ist ein Jon E. M. Jacoby. Er kam als Vertreter der Stephens Group zu DP&L. Jacoby ist darüber hinaus noch Direktor und Vizevorsitzender der Stephens Group LLC, einer in Arkansas beheimateten Private-Equity-Firma im Besitz der Stephens-Familie. Die Stephens Group brüstet sich damit, außerhalb der Wall Street die größte Investitionsbank der Nation zu sein. Sie liegt weitab im kleinen alten Little Rock, im Land der Hinterwäldler, in Arkansas, einem der ärmsten Staaten der Vereinigten Staaten. Die Stephens Inc. ist einer der größten Hauptaktionäre bei 30 großen multinationalen Unternehmen, darunter auch bei der in Arkansas beheimateten Firma Tyson Foods mit dem größten industriellen Hühnerzuchtbetrieb der Welt und beim in Verruf geratene Großunternehmen Wal-Markt, das ebenfalls aus Arkansas stammt. Jackson Stephens, der die Gruppe zusammen mit seinem Bruder Witt gegründet
hat, war Bankier und Milliardär aus Arkansas, der mehr als nur Glück
gehabt hatte. Stephens baute seine Karriere und sein Vermögen zweifelsohne
durch Verbindungen zu den »richtigen« Leuten auf. Er war an
der US-Marine-Akademie Mitschüler von Jimmy Carter gewesen. Während
der Bankenskandale in Georgia war es Jack Stephens, der dem Chef von Präsident
Carters Büro für Management & Haushalt (OMB Office of Management
& Budget), Bert Lance, finanziell aus einem äußerst peinlichen
finanziellen Debakel mit seiner alten Bank, der National Bank of Georgia,
heraushalf.
Stephens Group, Tyson-Farmen und andere Märchen aus Arkansas Ein wirres Gespinst von Beziehungen verbindet die Stephens Group und die Delta & Pine Land aus Scott am Mississippi mit einem anderen Satelliten in der Umlaufbahn des Agribusiness der einflußreichen Stephens Group. Diese unterhält auch intime Beziehungen zu Tyson Foods in Arkansas, dem größten industriemäßigen Hersteller von Hühnerfleisch auf dem US-Agrarsektor und zugegebenermaßen auch dem unhygienischsten. Tyson Foods entpuppte sich seltsamerweise als einer der Gewinner bei der jüngsten Vogelgrippe-Panik (H5N1). Das Unternehmen erreichte dies durch die Lüge, daß seine fabrikmäßige Geflügelmassenhaltung gesündere Hühner erzeuge, als es die freilaufenden Hühner asiatischer Kleinbauern sind. Die Washingtoner Regierung scheint eine Art Liebschaft zu Tyson Foods zu unterhalten, jedenfalls seit der Zeit der Amtsübernahme durch Bill Clinton. Es begann damit, daß Clinton seinen Kumpel aus Arkansas, Mike Espy, zum Landwirtschaftsminister ernannte. Bevor Clinton allerdings dem Senat Espys Namen zur Bestätigung vorlegen konnte, wurde er zu einem Treffen nach Arkansas geschickt, bei dem sich entscheiden sollte, ob Espy das Zeug für das Amt habe. Er traf sich mit Don Tyson, dem Chef von Tyson Foods. Tyson kam offensichtlich zu dem Schluß, daß Espy in der
Tat das rechte Zeug mitbrachte, jedenfalls soweit es Tyson betraf. Sobald
er an die Spitze des Landwirtschaftsministeriums berufen worden war, setzte
Espy Maßnahmen durch, die deutlich die bundesweiten Regelungen zum
Umgang mit Hühnerabfällen und entsprechende Verseuchungsvorschriften
erleichterten. Damit öffnete er die Schleusentore für die Erweiterung
der Hühnerfabriken von Tyson Foods hinsichtlich der ungeheuren Konzentration
an Hühnerabfällen und überfrachtete die Flüsse in Arkansas
und dem Umland mit giftigen Abwässern.
Monsantos eigentliches Interesse an Delta & Pine Land
Auch ihr Partner, das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten,
hatte nach 1999 in Sachen »Terminator« nicht zurückgesteckt.
2001 erklärte der Landwirtschaftliche Forschungsdienst (ARS) des Landwirtschaftsministerium
auf seiner Internetseite: »Das US-Landwirtschaftsministerium hat
keine Pläne, TPS in ein Keimplasma einzubauen … Unsere Beteiligung
beschränkte sich auf die Entwicklung der Technologie. Wir helfen nicht
den Firmen, es einzusetzen.« Das lautete etwa wie »Schaut her,
unsere Hände sind sauber«. Doch dann fuhren sie fort und sagten:
Das Landwirtschaftsministerium »engagiert sich, die [»Terminator«-]
Technologie so weit als möglich verfügbar zu machen, damit ihr
Nutzen allen Kreisen der Gesellschaft zugute kommt (sic!) … ARS plant Forschungen
über weitere Anwendungsmöglichkeiten dieser einmaligen Entdeckung
der Genkontrolle … Wenn die neuen Anwendungsmöglichkeiten einen angemessenen
Entwicklungsstand erreicht haben, werden auch diese Technologien dem privaten
Sektor zur kommerziellen Nutzung überlassen.« »Terminator«
war innerhalb der Washingtoner Bürokratie am Leben und gedieh.
Delta & Pine Lands globales Netzwerk Das entscheidende wissenschaftliche Vorstandsmitglied bei Delta &
Pine Land war seit 1993 Dr. Nam-Hai Chua. Der 62jährige Chua leitet
auch das Molekularbiologische Pflanzenlabor an der Rockefeller-Universität
in New York. Dieses stand seit über 25 Jahren im Zentrum der jahrzehntelangen
Entwicklung der »Gentechnischen Revolution« der Rockefeller-Stiftung,
die dafür über 100 Millionen Dollar ihrer eigenen Forschungsförderung
ausgegeben hatte. Bis 1995 war Chua auch der wissenschaftliche Berater
der Monsanto Corporation, ebenso auch für die Firma Pioneer Hi-Bred
International von DuPont. Chua steht im Mittelpunkt der »Gentechnischen
Revolution« Rockefellers. Und auch Delta & Pine Land stand mit
seiner Forschung am »Terminator«-Saatgut ganz klar im Zentrum
dieser Arbeit.
* F. William Engdahl ist Verfasser des im Oktober erscheinenden Buches
Saat der Zerstörung – Die dunkle Seite der Gen-Manipulation. Von ihm
stammt auch Mit der Ölwaffe zur Weltmacht – Der Weg zur neuen Weltordnung
(beide im Kopp Verlag, Rottenburg). Engdahl ist unter www.engdahl.oilgeopolitics.net
zu erreichen.
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Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.