Palaestina

- die Auseinandersetzungen im Nahen Osten finden auch ohne  Waffen statt, als Kampf um die Köpfe. MAI plädiert für saubere Argumente und  für das Recht.

vgl. auch Iranophobie
  


Holocaust?

Der SPIEGEL kann nicht Hebräisch:
 "Wenn die Palästinenser noch mehr Raketen abschießen und deren Reichweite vergrößern, bringen sie sich in die Gefahr einer gewaltigen Katastrophe, weil wir alles in unserer Macht stehenden tun, uns zu verteidigen", sagte Vilnai dem Militärrundfunk

Die Süddeutsche übersetzt so - wi auch BBC und  nahezu alle anderen Medien, die den Satz  berichten:
 "Wenn die Palästinenser noch mehr Raketen abschießen und deren Reichweite vergrößern, bringen sie sich in die Gefahr eines größeren Holocaust, weil wir alles in unserer Macht Stehende tun, uns zu verteidigen", sagte Vilnai dem Militärrundfunk.

Kaum verständlich: da spricht ein Israeli starke Worte gelassen aus, und das ehNaMag verfälscht sie. Ob das  Schlamperei  war oder anti-israelische Töne im ansonsten so seriösen magazin, konnte von uns noch nicht eruiert werden. Mittlerweile stellt sich heraus, daß Shoa gesagt, aber Katastrophe gemeint war. Das ehNaMag schafft es demzufolge, Gedanken zu lesen.


USA sollen Fatah mit Waffen ausgerüstet haben
...so schreibt das ehNaMag und viele weitere Zeitungen  so ähnlich. Vanity Fair als Quelle war uns schon mehrfach unangenehm aufgefallen, so z.B. in der Berichterstattung über 9/11.
#e The Gaza Bombshell by David Rose in Vanity Fair. 

Bush-Bashing kommt immer gut, der Name des Autors zeugt nicht gerade von  arabische Herkunft, ein großes und auch noch US-Blatt und dann auch noch mit diesem Inhalt zeugt nicht von pro-palästinensischer Voreingenommenheit, und Rose schreibt auch über diverse Scheußlichkeiten, die seitens Hamas-Leuten anderen zugefügt wurden. Das Umfeld für Glaubwürdigkeit ist gegeben.

Dennoch: das ist alles Quark. Die "Dokumente" sind Fälschungen. Nehmen wir  das erste pars pro toto:

Der Begleittext zum Sprechzettel von Walles besagt:

"1? These “talking points” were left behind in Ramallah by a State Department envoy. Palestinian and American officials say they formed the basis for State Department official Jake Walles’s discussions with Palestinian president and Fatah party leader Mahmoud Abbas in late October or early November 2006. According to the memo, Walles urged Abbas to dissolve the Hamas-led government if Hamas refused to recognize Israel’s right to exist, promising that the U.S. and its Arab allies would strengthen Fatah’s military forces to deal with the likely backlash from Hamas."
 

Und wie authentisch das alles ist! (im Text des Artikels):
"We know what Walles said because a copy was left behind, apparently by accident, of the “talking points” memo prepared for him by the State Department. The document has been authenticated by U.S. and Palestinian officials. "
Von officials für echt befunden! Soagr von U.S.officials! Ja denn dann, ja das hat man noch nicht gesehen. So echt wie die Masenvernichtungswaffen des Irak oder die Teppichmesser des 9/11.

Hier der Sprechzettel -(.pdf)

- schief fotokopiert - warum?
- mit Knitterfalten, Kaffeefleck
- aber ohne Unterschrift
- ohne ein Siegel, eine irgendwie offizielle Kennung
- keine Geheimhaltungsstufe vermerkt
- Widerspruch zwischen persönlichem Ton ("ich"-"Sie" und Detaillierung) zum Zweck. Das ist der Text einer AAnsprache - nicht eines Sprechzettels/Notizzettels für eine beratung
- und dann  die Fundumstände: ein Botschafter verliert seinen Text! Und dieser kommt dann in die Hände ausgerechnet der Feinde des Angesprochenen! Also  zwei Mal verschlampt? Doppelter Lottogewinn?

All das Gesagte gilt  im Prinzip für alle  vier "Dokumente": das Wesentliche sind fehlende Einstufung, Unterschriften und das  simple weiße Briefpapier ohne Kopf, Wasserzeichen usw.

Vanity Fair ist und bleibt ein unseriöses Drecksblatt. Und wenn die deutsche Presse den Stuß unhinterfraagt  nachkolportiert, zeigt sie nur, auf welchen Hund sie gekommen ist.


Sagen Bilder mehr als 1000 Worte?

MAI sagt NEIN. Arbeiterfotografie sagt JA.
Das ist der Kern des Disputs mit den Arbeiterfotografen. Also NICHT die verdienstvolle Beharrlichkeit in der Frage, was der iranische Staatspräsident gesagt habe. Das ist ebenso lesenswert wie die Schreiben von steinberg-recherche zu diesem Thema.
Auch geht es nicht um die Frage der Vertreibung, Entrechtung und zunehmend elender Lage der Palästinenser, ob sie im Westjordanland, Gaza oder Israel leben. Aus Schuldzuweisungen und Aufforderungen an diese oder jene Seite hält sich MAI wie bisher raus. Es geht einzig und allein um diese vier Karten in ihrer Zusammenstellung:

Unbeirtt von den Einwänden Werner begoihns, die freundlicherweise  von der Gruppe "Arbeiterfotografie dokumentiert werden samt einer Antwort darauf, publiziert die Gruppe weiter diese Kartenzusammenstellung und spricht  in dem Zusammenhang von dem Bild, das mehr als 1000 Worte sage. Vergleichen wir das Kartenmaterial mit dem Ahmadinedschad-Zitat in Bezug auf die Umgangsweise damit.

Bei dem Zitat achtet die Gruppe Arbeiterfotografie peinlichst auf die exakte Übersetzung. Wie es sich für ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung gehört in Zeiten von Meinungsstreits. das akribische Detail IST wichtig, und nicht die Meinung darüber, was jemand wohl gemeint haben könnte in dem was er sagte oder angeblich sagte. Und deshalb verfolgtem die Arbeiterfotografen den Weg der Äußerung des iranischen Staatspräsidenten zurück zur Quelle NY-Times, zogen andere Meinungen und Aspekte bei und blieben beharrlich in der Quellenfrage.

Und bei diesem Kartenmaterial?
Da scheinen unsere Freunde das methodische Vorgehen im Textbereich völlig vergessen zu haben.

1. Die Quellenangaben (.. aus einem Flugblatt ...) waren zunächst so peinlich, daß die Arbeiterfotografen nachlegten - mit keinem sonderlich besseren Ergebnis. Eine QuellenKRITIK findet nicht statt.

2. Zitat:"Es läßt sich gewiß über das ein oder andere Detail in der Darstellung philosophieren. Das kann und darf aber nicht von der Tatsache ablenken, daß die Politik Israels die Verdrängung der palästinensischen Bevölkerung zum Ziel hat und Israel diesem Ziel bedrohlich nahe gekommen ist."
Da ließe sich doch gleich sagen: wir wissen, unsere Meinung ist gut. Weil sie gut ist. Wozu Zweifel? Weshalb lenken Fragen und Zweifel an den Karten von der Tatsachenbehauptung (ob wahr oder falsch)ab, Israel sei seinem Ziel der Verdrängung nahe gekommen? Dieses Ziel und seine Erreichung sollen immerhin durch die Karte bewiesen und illustriert werden. Es geht also nicht um ein Philosophieren  über Details, sondern darum, ob der Beweis der Tatsache überhaupt erfolgte. Die Arbeiterfotografen sagen schlicht: Beweise zu detailhubern sei obsolet, weil die Tatsache ja Tatsache sei. Verbunden mit der Emotionalität der "Bedrohlichkeit". Das erinnert uns böse an die "schlimmen" ethnischen Vertreibungen von Kosovoalbanern: keine Details bitte, weil es ja alles so schlimm ist.

3. Den Höhepunkt der Peinlichkeit erreicht die Antwort in den Bemerkungen: "..findet sich auch auf der website einer Gruppe israelischer Aktivisten gegen die Besatzung (kibush.co.il). Bei Norman Finkelstein ist ähnliches Kartenmaterial zu finden. "
Das ist nun wirklich exakt dasselbe Argumentationsverhalten wie  seitens der Bundeszentrale: die Details könnten vielleicht falsch sein, juckt uns nicht, hauptsache, anderswo wird der Schmonzes bzgl. der Ahmadinedschad-Äußerungen auch gedruckt. Je mehr, desto richtiger. Je Meinung, desto wahr.
 

Soweit zur Methode. EXAKT das, was der Bundeszentrale und anderen Medien zu Recht an Meinungsmache vorgeworfen wird, exakt dieselbe Argumentationslinie wird  bezgl. der Karten gegenüber den berechtigten Einwänden Werner Begoihns gefahren.

Zu den sachlichen Aspekten.
Wir sind keine Nahostspezialisten und müssen es auch nicht werden. Mit "wir" meine ich alle Beteiligten in diesem email-Verkehr. Es reicht der Hinweis Begoihns auf die fehlenden Kriterien der Karte. Ohne jetzt eine korrigierte Fassung mit "sauberer" darstellung vorzulegen bzw. vorlegen zu müssen: dieser  Vorwurf, höflich geäußert, besagt nichts weniger als die Frage nach dem Maßstab. Im übertragenen Sinne  würden Luxemburg und die USA gleich groß projeziert, weil die Maßstäbe  gewechselt wurden. Dann kommr man natürlich zu den tollsten Ergebnissen.

Also: was ist das, "jüdisches"  bzw. "palästinensisches Land"? Wer meint, das sei klar, der möge definieren, was "deutsches Land" ist. Ostpreußen? Eupen? Südtirol? Dänemark?  Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt ...? Ist es die Sprache - die wird auch in Südbrasilien, Argentinien, Paraguay usw. gesprochen, in Namibia - halt, es ist der Besitz. Aha. Der Staatsbesitz oder der von inividuellen Eigentümern? Was ist bei letzterem mit  Mallorca? Gut, also es sei nur der Staatsbesitz. Nun zurück zu den konkreten Karten:  es gibt keinen Staat Palästina, und der Staat Israel definiert sich selbst nicht in geographischen Grenzen. Was man mit Fug und Recht kritisieren kann, nur tut das nichts zur Sache. Zudem wird  offensichtlich von "jüdischem Land" gesprochen.  Was ist mit halbjuden? Vierteljuden? Ach, nicht das Rassekriterium der nazis, sondern die Religion sei gemeint? Was ist mit atheistischen Israelis? Nein, wir scherzen nicht in heikler Sache. es ist der Kern des Problems. Entweder es gibt israelische Araber, die auch in der Knesset vertreten sind, und die haben Eigentum, oder es gibt sie nicht. Da es sie gibt: wo sind die grünen Markierungen? Was ist mit Jerusalem? Plötzlich palästinenserfrei? Was ist mit den Wüstengebieten? Sind die Beduinen dort verkappte Juden? Wenn das die Touris wüßten beim Knipsen!

Die beiden letzten Karten tragen die Inschrift "Israel" - bedeutet das, alle weißen Flächen SIND oder sollen sein oder werden reklamiert? Mit Vorsicht könnte man vielleicht sagen, die weißen Flächen seien die, die der Staat Israel unter seiner Kontrolle hat - das kann für die zwei ersten Karten aber schon nicht gelten. Die SR-Resolution 242 spricht von den 67er Grenzen. Was darüber hinaus geweißt ist, ist Besatzungsgebiet. Was Gaza mal war - jetzt aber nicht mehr ist. Das ist alles sehr kompliziert - aber nicht wegen unserer Fragen. Sondern objektiv. Derartige Karten tragen keineswegs zur Objektivierung bei, sie sind schlichte Propaganda, und nicht einmal für die Palästinenser sonderlich hilfreiche. Wenn "weiß" nicht als "Israel" anerkannt wird, was  niemand tut, was oll dann "grün" werden? Es ist in den Karten eine Art Landvermessung, die als status quo  angesehen werden könnte. Wer will das?

Aber bevor wir uns dem Wirrwarr der nahöstlichen Imponderabilien ergeben, sagen wir einfach nur: die Karten sind Schrott. Sie erklären nichts und helfen nicht weiter. Sie emotionalisieren evtl. schlichte Gemüter.

Unbeschadet von der Kartenfrage: daß der weitere Siedlungsbau Israels illegal ist, wird hier u.a. mit der Unterschrift unter die sog. "road map" begründet. Die Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats sei ebenfalls genannt, Vernunft und Menschlichkeit und auch das Eigeninteresse der Bürger Israels sind weitere Argumente. Also  nicht nur das Interesse der Palästinenser an einem eigem Staat oder das der Welt an Frieden.


Gaza:
Ende der Hamas
(ja - derzeit  nicht offensichtlich, Derzeit sieht es nach dem genauen Gegenteil aus)

Völlig unmöglich ist die Annahme, die gewöhnlich gut informierten Israelis hätten von der geplanten  Sprengung und dem Ausbruch nichts gewußt. Also war das Quetschen an der Versorgungsschraube  eine Aktion ähnlich der mit einer Zahnpastatube: was auf der einen Seite dicht ist, wird auf der anderen Seite geöffnet.
Konsequenz ist also: das Problem Gaza wird ägyptisiert und damit arabisiert. Denn Ägypten wird niemals ein Grenzregime wie Israel aufbauen können.
Die Konsequenz daraus lautet wieder: ein palästinensischer Staat unter Einschluß Gazas ist in weite Ferne gerückt. Und die Hamas hat nichts mehr zu melden - das macht jetzt Mubarak.

Ergibt das eine einfachere Lösung in Richtung Frieden? Ergibt das die Perspektive eines Westjordan-Palästinas? Fragen über Fragen.
Zunächst einmal dürffte sich in Israel Erleichterung breit machen.

Steinberg-Recherche vermutet zudem noch, daß ein Erdgasfeld vor Gaza eine Rolle spielen könne.

Butterfahrt

Eigentlich geht es den Palästinensern toll, es wird für sie gesorgt, nur die Hamas wird ein wenig bestraft für den andauernden Raketenbeschuß. Um die Weltöffentlichkeit zu täuschen und  Versorgungsmängel vorzuspielen,  machten sich viele Hunderttausende auf den Weg zum Einkaufen.

Hamas- ein Unternehmen der Wandertouristik. Mit  wundersamen Abenteuern auch für Kühe:


(eine Kuh macht Muh. Viele Kühe machen ... Genau.)

Und während wir hier satirisch vom Schauspieltalent der Gaza-Bewohner  schreiben, meint Broder das ernst: "Statisten in einer Inszenierung", schreibt er. Und während wir hier  sagen, es sei unmöglich, daß die Israelis -man denke an die Lufthoheit, die  immerhin gezielte Tötungen einzelner Personen per Hubschrauber ermöglicht - KEINE Ahnung von dem bevorstehenden Ausbruch gehabt haben, schreibt Broder kess das gegenteil: "Die Aktion wurde von langer Hand systematisch vorbereitet und mit großer Präzision ausgeführt, ohne dass die oberschlauen Israels etwas gemerkt ..."
Bzgl. des 11.9.2001 spricht er von "die Bilder von den jubelnden und tanzenden Palästinensern" - ohne zu erwähnen, wie diese Aufnahmen insbesondere von Kindern inszeniert worden waren.
Und so wundert man sich nicht, daß er  auch bzgl. der  Kraft der Hamas zu einem diametral anderen Urteil als wir kommt. Es ist okay.
 

c) Andreas Hauß, April 2008
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.