RAF, Klar und die "Junge Welt"
Wie sich eine ehedem interessante Zeitung in wenigen Tagen ins Abseits stellte:
  
vgl. auch Heiligendamm
Rostock, G8 und die Drecksjournaille
vgl. auch:
Das Staatstragende


Zetkin, Engels, Julie und August Bebel 1893 in der Schweiz

Seit der Zeit der Maschinenstürmerei war es in der Arbeiterbewegung klar, daß es nicht auf die Zerstörung, sondern auf die Inbesitznahme der Maschinen ankommt. Ähnliches gilt für den Staat.  In Bebels  "Aus meinem Leben" (Stuttgart 1911) findet sich für das MAI-Archiv sogar das Geburtshaus Bebels . Solch irdischen Dingen wie einem Haus war der alte Kämpe zugetan. Statt Maschinen, Häuser und Staat zu verachten oder sie zu zerstören

Bei der "Jungen Welt" gibt es Verbalradikale, die mit ihrer Überschriftenauswahl offenbaren, daß bei ihnen Zweihundert Jahre Erfahrungen nicht angekommen sind .


Hirnerweichung

Wenn die Grütze nur noch schwabbelt, entquilt ihr auch nichts Handfestes mehr. Ein Phänomen, unter dem Lafontaine bestimmt nicht leidet- aber sog.  "linke" Journalisten:
"Lafontaine äußert Verständnis für Ex-Terrorist" Huch ! Lafo, geht es Dir nicht gut ? Doch, es geht ihm gut. Nur verfälscht der FOCUS seine Aussagen. Nun gut, bürgerlicher Journalismus, Sensationshasche, immer druff uff die Linke, Linke sind bei diesen Brüdern eben halbe Terroristen.
"Wenn ein ehemaliges Mitglied der RAF den Kapitalismus kritisiert, ist die Kapitalismuskritik deswegen nicht falsch", hatte Lafontaine gesagt. Recht so. 

Wenn die SPD dasselbe in ihrem berliner Programm macht (und das macht sie), ist die Kapitalismuskritik deswegen nicht falsch.
Wenn Merkel das täte (nein, weißgottnicht, nur als Hypothese), ist die Kapitalismuskritik deswegen nicht falsch.
Wenn mein Hund Wurst mag, kann ich Wurst  auch mögenm und wenn die Katze nicht auf Regen steht, muß ich nicht in solchem stehen und das Hirn damit wässern.

Mit einem Wort: das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Lafontaine setzt noch einen drauf und nimmt den Papst als Kapitalismuskritiker. Weder gehört der Papst in Ketten gelegt noch müssen nun alle Linken zum  Katholizismus konvertieren. Lafontaine äußert kein "Verständnis für den Papst" - obwohl das in derselben Logik dann auch eine mögliche Überschrift im FOCUS wäre. Aber Drecksjournaille weiß schon, wohin der Fokus zu richten ist.

Das gilt auch für Drecksjournalismus in einem anderen Blatt, in der Jungen Welt. Dort erfrecht sich R.Göbel, unter der Überschrift
"Lafontaine, Klar und der Papst"
wahrheitswidrig zu behaupten :
"Der seit mehr als 24 Jahren inhaftierte frühere RAF-Aktivist Christian Klar hat am »Tag der politischen Gefangenen« prominenten Zuspruch bekommen. Oskar Lafontaine, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, verteidigte dessen antikapitalistisches Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz ..."
Subjekt - Prädikat - Objekt, wer macht was ? Klar habe Zuspruch erhalten, Lafo verteidige dessen "Grußwort".
Klar doch. Und Regen lehnt er ab. Nieder mit dem Winterwetter !

Wer Drecksjournalismus goutiert, kann dann auch gleich den FOCUS lesen.


"Wir haben mit Terror nichts am Hut" - Gregor Gysi in der Frankfurter Rundschau, 7.3.2007

Christian Klar und der Mainstream
… oder wie eine Gesellschaft ihre eigenen Kinder in die Kriminalität treibt und bis heute nichts daraus gelernt hat -
Interessante Analysen von El Patio Teil 2


Im Labyrinth
Leben in der Zukunft, Reden in der Vergangenheit: Wie der jüngste Brief des inhaftierten RAF-Terroristen literarisch zu deuten ist. (süddeutsche)

Der Asozialist und sein Organ

Noch nie erfuhr die Junge Welt eine derartige Aufmerksamkeit. Exklusiv-Autoren wie ein Mörder zieren die Berichterstattung. Welch ungeheure Gedankentiefe, welche Schärfe der Argumente ! Das muß doch wohl der Grund sein, einem dahergelaufenen verbrecher ein Forum zu bieten, wieder und wieder, und es ist demzufolge heißes begehr der bürgerlichen Medien, darüber zu berichten. UNd immer und immer wieder die Junge Welt und den Begriff "Antikapitalismus" fallen zu lassen wie Pferde ihre Äpfel.

"Den Kerngehalt der aktuellen politischen Debatte in Deutschland auf den Punkt" habe Klar gebracht. Deutschland diskutiert über  Sozialismus ? Werden antikapitalistische Modelle wie  die in Lateinamerika erwägt ? Was ist der Kerngehalt ? Klar: "daß auch ein Gefangener an einer öffentlichen politischen Diskussion ...teilnehmen" könne. So banal isses. Und täglich Fernsehen, und frische Luft. Jawohl. Duschen können, ordentliches Essen. Nicht von Mit-Knackis zusammengeschlagen werden. Usw. Eine Perspektive auf Resozialisierung. Aber sicher doch.  Weder das alles bestreitet jemand noch all die klugen Gedanken vom nicht in der Verfassung festgeschriebenen kapitalismus.

Blöde ist nur: weder geht es um Knackiwünsche noch um Verfassung, nicht um Kapitalismus noch um Sozialismus in der Diskussion mit "bundesweiter Beachtung". Letztere erhofft sich die JW - und opfert dafür Seriosität, das Ansehen von sozialistischem Gedankengut und sogar Klars Entlassungsperspektive. Aber der war und ist ja schon immer jojo gewesen. 



Wer oder was ist klar ?

"Das System ist bis ins Mark faul." - so zitiert die Junge Welt Herrn Peymann. Das "Schweinesystem" ? Wo man die Schweine abschlachten darf und muß ?
"Als lebte politisch der »Deutsche Herbst« der 70er Jahre wieder auf, ging jeder Erklärung zunächst eine Distanzierung von der RAF voraus." schreibt Herr Göbel in einem lichten Moment seines Artikels "Solidarität mit Klar". Ist daran etwas auszusetzen, Herr Göbel ? Anscheinend. Denn wenn andere Gefangene frei kommen oder nicht, begnadigt werden oder nicht: während andere Arbeitslose eine Stellung als Bühnentechniker auch gerne hätten usw., genießt Herr Klar eine bevorzugte Behandlung und Beachtung. Quer durch den Medien- und Blätterwald INKLUSIVE der Jungen Welt. Und in allen Postillen INKLUSIVE der Jungen Welt wird diese Verbrecher als "Sozialist" gehandelt (einzig die Bewertung differiert - böser  bzw. guter Sozialist).

Man wundert sich nur, daß es die Redaktion der Jungen Welt nicht fertigbringt, Herrn Göbel deutlich zu sagen, daß er die Geschäfte der Geheimdienste und der politischen Rechten doch besser außerhalb der Redaktion besorgen solle. (Beim BE scheint übrigens gerade eine Stelle frei zu sein: ab in die Produktion !) Deren Agenda, Mörder mit Terroristen und Sozialisten in einen Topf zu werfen, ist tagtäglich nachlesbar.

Wenn tagelang auf Seite 1 Solidarität mit einem Mörder gefordert wird, nur weil derjenige Plattitüden schwafelte, ist das mehr als nur idiotisch. Es ist ein politisches Verbrechen.

Als Schröder 1999 sagte "Wir führen keinen Krieg" - war er deshalb ein Friedensfürst ? Da gab es Leute wie Bisky, die dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher gar einen Friedens-Nobelpreis verpassen wollten, weil er sich angeblich am Irakkrieg nicht beteilgt habe !

Als Fischer von "Auschwitz" faselte - wurde dieser Steinewerfer dadurch gar zum Antifaschisten ?

So dement kann niemand sein, die Eigenaussagen von Verbrechern für bare Münze zu nehmen und zudem noch ihre Taten zu ignorieren - knapp vor der Billigung. 

Bisky hatte eine Agenda: er wollte Bundestagsvize werden. 
Welche Agenda hat Göbel ? 



Klar - ein Sozialist ?

Schölzel und Göbel schreiben um die Wette in der Jungen Welt:

"Vor denen kriecht Klar nicht zu Kreuze. Er ist Sozialist geblieben und will als solcher aus dem Gefängnis – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Geht es nach der politischen Klasse in diesem Lande, muß Klar weiter sitzen – eben weil er Sozialist geblieben ist. Sollte sich der Bundespräsident von dem medialen Getöse und politischen Schlachtenlärm beeindrucken lassen und das Gnadengesuch ablehnen, wäre offensichtlich: Der einstige RAF-Mann sitzt als politischer Gefangener."

Göbel schreibt : "Er ist Sozialist geblieben" - war es also früher und ist es noch heute. Nun mag es ja sein, daß die Selbstwahrnehmung Herrn Klars ist, er sei "Sozialist". Das sei ihm unbenommen, wir haben Meinungsfreiheit.  Zur Meinungsfreiheit zählt auch, daß ein JW-Redakteur die Einschätzung in versuchter Objektivierung teilt. Obwohl  die positiven Hinweise darauf, daß das wirklich so sei, recht mager ausfallen. Klars  "kapitalismuskritische Äußerungen" umschreibt Göbel so: "Darin hatte Klar eine »Niederlage der Pläne des Kapitals« als wünschenswert bezeichnet und die EU als »imperiales Bündnis« kritisiert." Sapperlot, da wird das Kapital ganz weich in den Knien, wenn es das hört.

Phrasendreschen und Leute abknallen - was ist daran sozialistisch ? Das RAF Pack hat - wie seine Satelliten  in Form z.B. der "Putztruppe" Fischers - damals schon den Sozialisten einen Bärendienst erwiesen. UNd tut es offenbar heute auch noch.

Herr Göbel, Herr Schölzel: Terror war und ist nicht sozialistisch. Die Verteidiger der Terroristen damals: Mahler, Schröder, Schily sind es wahrlich auch nicht. Wollen Sie in die Fußstapfen treten ?

Ich jedenfalls habe mit Vrbrechern und Mördern nichts zu tun, und ihre Befindlichkeiten interessieren mich einen feuchten Kehricht. Otto Graf Lambsdorff z.B. mag sich für einen Ehrenmann halten, andere an sich als Sozialisten glauben, Schröder mag sich als Humanisten wähnen. Es juckt mich nicht.

Alles Übrige: Schölzels Medienkritik, Richtigstellungen, Wunsch nach Menschlichkeit und Gnade usw. seien hier nicht angesprochen - aber die fehlende Selbstkritik bei der Verlesung von "Grußworten" von Verbrechern und das Aufjaulen, wenn der fehler späte Konsequenzen hat, das finde ich zum KOTZEN.

Meine Solidarität gilt den Opfern und ihren Familien. Unabhängig davon, daß auf MAI Generalbundesanwälte nicht liebevoll als Wahrer des Rechtsstaats per se gewürdigt wurden oder werden. Unabhängig davon, ob die  getöteten Polizisten nett oder nicht nett waren, ob sie CDU wählten oder gar sozialistische Ideale hatten. Denn das wissen wir nicht. Nur daß sie ermordet wurden.

Noch nenne ich das Verhalten der JW-Führung dumm und einen Fehler. Wenn da keine Korrektur erfolgt, lassen sich auch schärfere Formulierungen finden.

Der Schwachsin hat sich etabliert. Die Junge Welt spricht auch weiterhin vom "Sozialisten" Klar. Nur mal  spaßeshalber angenommen, der mann sei Sozialist. Was in Dreiteufelsnamen qualifizierte ihn dann  für die Verlesung eines Grußwortes und was für das Trara um ihn heute ? Was bitte ? Wenn Sie und ich Grußworte schreiben - werden die wohl verlesen ? Ist herr Klar etwa ein weiser welterfahrener Theoretiker und Praktiker mit tiefgreifenden Erkenntnissen für den "Kampf" (den viel zitierten) ?

Seltsam: die Junge Welt tutet in das selbe Horn wie die gesamte bürgerliche Presse: Klar sei ein Sozialist und wichtiger Kapitalismuskritiker. Da bekommt Otto Normalverbraucher also endlich ein umfasendes Bild davon, wie Sozialisten so sind.

Nochmals: wer mit Mördern sympathisiert, muß sich fragen lassen, ob man ihm ins Hirn geschissen hat oder was ihn sonst evtl. bewegt.
 


RAF-Terroristen
Was ist da los ?
Die Bundesanwaltschaft plädiert für die Freilassung von Terror-Mördern.
Politiker aller Couleur faseln von "Gnade vor Recht".

Halten wir mal einiges fest:
- Die Sowjetunion beharrte darauf, daß Heß seine lebenslange Haft absaß. Es gab gute Gründe.
- Mord verjährt nicht in Deutschland. Als das beschlossen wurde, gab es gute Gründe dafür.
- Todesstrafe und Folter gibt es nicht. Aus guten Gründen.

Alle diese Gründe fußen in den Erfahrungen mit dem deutschen Faschismus. Vor 30 Jahren erlebten wir in deutschen Unis, wie die Vorläufer des rotzgrünen Mörderpacks skandierten: "Haut den Buback platt wie Zwieback", wie sie "Freiheit für die politischen Gefangenen" forderten, wie ein gewisser Rechtsanwalt Mahler gemeinsame Sache mit seinen Klienten machte, als Anwalt in eigener Sache dann einen gewissen Duzfreund Gerhard Schröder hatte, und auch ein Herr Schily mischte damals mit. Diese Mischpoke hatte damals eine bestimmte Position, ein Herr Fischer machte bei der Putztruppe mit, und diese Position zur Wertschätzung von Leben und körperlicher Unversehrtheit (anderer wohlgemerkt) hielt sich bis in die Kriege gegen Jugoslawien und Irak, gegen Afghanistan und, ach ja, den -Terror.

Es gibt gute Gründe (ja, auch diese Leute haben ihre Gründe) für die Mischpoke mutmaßlicher Kriegsverbrecher, Mord verjähren zu lassen und lebenslänglich nicht so arg lang zu gestalten.

Ob eine Mohnhaupt oder ein Klar eine Gefahr für Wiederholungstaten bilden, ist ebenso wichtig wie die Frage, ob Schröder mit Fischer noch einen Krieg beginnt. Solange Mord und Völkerrechtsverbrechen keine Lappalien wie der Streit um einen Maschendrahtzaun oder Betrug zwischen zwei Gaunern sind, sondern gesellschaftlich relevante Verbrechen, solange gelten die bisherigen guten Regeln.

Reue - da sind Schröder, Mohnhaupt, Fischer, Klar, Schily usw. ganz fern davon. Nur kommt, bevor Reue überhaupt erstmal relevant wird, bei einigen dieser Leute zuerst: Ermittlung, Anklage, Verhandlung, Schuldspruch, Haft.

Gebt den Mördern keine Chance: Gnade kann erst dann vor Recht kommen, wenn das Recht wirkt. Die derzeitige Diskussion bedeutet de facto: Gnade statt Recht, Willkür statt Opferschutz.

Und mittenmang dabei diejenigen, die einen Überwachungsstaat mit täglicher Verhaftung von mindestens einem muslimischen Staatsfeind fordern.

    (c) Andreas Hauß, März 2007
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html

Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.