Eine Überlegung Alfred Polgars aus dem Jahre 1918,
wiederentdeckt von Jochen Scholz:
Verantwortung
Die leitenden Staatsmänner und Generale übernehmen „die Verantwortung“ für das Schicksal ihrer Völker, das sie den Völkern auferlegen. Aber was heißt in dem Fall: Verantwortung?
Was geschieht dem Staatsmann, der durch ungeschicktes Lenken des Staatswagens
ein Malheur anrichtet?
Wenn durch des Motorführers Verschulden ein Mensch getötet
wird, wandert der Motorführer auf Jahre ins Gefängnis
Der Herr Minister übernahm die Verantwortung? Halt, einen Augenblick!
Wieviel Jahre Zuchthaus also, falls die Sache schiefgeht? Oder wie oft
wünschen gehängt zu werden?
Anmerkung: Als Alfred Polgar diesen Text 1918 schrieb, waren es noch
30 Jahre bis zu den Nürnberger Prozessen. Angesichts der Entwicklung
nach Nürnberg ist er jedoch genauso aktuell wie zur Zeit seiner Entstehung.
Die Frage lautet also frei nach Polgar: Wie oft wünschen gehängt
zu werden, die Herren Präsidenten der USA, die Herren Verteidigungsminister,
Bundeskanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland seit
1999?
P.S. Ich bin ein Gegner der Todesstrafe.
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(c) Andreas Hauß, Dezember 2006
http://www.medienanalyse-international.de/ueberblick.html
Aktuelles: http://www.medienanalyse-international.de/index1.htm
Im Übrigen bewundere ich Frau Klarsfeld.