Aussteiger
des Tages
Vor 90 Jahren hörten die Russen einfach
mit dem Krieg auf. Basta-Russen.
Halten wir mal eines fest: während
die Position Lenins auf sofortigen Friedensschluß hinauslief, war
sein Verhandlungsführer Trotzki in der uns auch heute noch bekannten
trotzkistischen Selbstüberschätzung an einer Verzögerung
der verhandlungen in Brest-Litowsk interessiert. Geschwafel von "Weltrevolution"
und langatmige Reden ersetzeten nüchterne Analyse der Lage. Ludendorff
brach daraufhin den Waffenstillstand vom 15.12.1917 und marschierte vor.
Der März erbrachte dann ganz fix den ersehnten Frieden - unter Preisgabe
großer Landstriche an die deutsche Armee. Ach ja - und natürlich
mußten für diese Position Trotzkis nochmals Soldaten auf
beiden Seiten sterben.
Obwohl Trotzki, um seine Position durchzusetzen,
seine Leute in Rußland täuschen mußte und sie belog, hatte
der Mann aufgrund der rrrrrevolutionärenRethorik noch lange einen
guten Stand, auch und gerade international. Titelseite der AIZ "Sichel
und Hammer" aus dem MAI-Archiv:
Seite 2:
Die ersten Zeilen:
"LEO TROTZKI: DIE ROTE ARMEE
Die Fragen, die mit der Schaffung
der bewaffneten Macht der Revolution verbunden sind, sind für die
kommunistischen Parteien aller Länder von größter Bedeutung.
Oberflächlichkeit oder gar ablehnendes Verhalten ihnen gegenüber,
das sich hinter humanitär-pazifistischer Phraseologie versteckt,
ist Verbrechen.
Die Ansicht, daß jede Gewalt, darunter
auch die revolutionäre Gewalt, ein Uebel ist, daß sich die Kommunisten
deshalb nicht mit der „Verherrlichung" des bewaffneten Kampfes und der
revolutionären Armee befassen sollen, ist eine dem Quäkertum
und den alten Jungfern der Heilsarmee würdige Philosophie. Eine solche
Propaganda innerhalb der Kommunistischen Partei zulassen, würde dasselbe
bedeuten, wie die Duldung tolstoi janischer Lehren unter den Truppen einer
belagerten Festung. Wer ein Ziel erreichen will, darf auch nicht die Mittel
scheuen. Das Mittel zur Befreiung der Werktätigen ist die revolutionäre
Gewalt. Mit dem Augenblick der Eroberung der politischen Macht nimmt die
revolutionäre Gewalt die Form organisierter Armeen an.
Der Heroismus des jungen Proletariers,
der auf den Barrikaden sein Leben läßt, unterscheidet sich in
Nichts von dem Heroismus des roten Soldaten, der an der Revolutionsfront
fällt, die bereits der Staat aufgestellt hit. Nur sentimentale Gruppen
vermögen zu glauben, daß dem Proletariat der kapitalistischen
Staaten die Gefahr droht, die Rolle der revolutionären Gewalt zu unterschätzen
und sich zu tief vor den Methoden des revolutionären Terrors zu beugen.
Im Gegenteil, dem Proletariat mangelt es an Verständnis für die
Bedeutung der befreienden Rolle der revolutionären 'Gewalt."
"dem Proletariat mangelt es an Verständnis",
ja da muß schnell eine Elite her. UNd deshalb nutzen wir den Jahrestag.
Um zu verdeutlichen, was es bedeutet, den Phraseologen nicht entgegenzutreten.
Sie sind in der Linken zahlreich vertreten - ja haben sich sogar in ihr
organisatorisch aufgelöst.
Das Verhältnis zur
Gewalt, das verhältnis zum Terror(9/11 , Koffer- und Wasserbmber),
das Verhältnis zum Krieg bedarf der Klärung. Einer tiefgreifenderen
Klärung als einfach nur der Ablehnung mit pazifistischer Emotion.
Denn diese könnte auch mal kippen.
Noch ein Zitat aus dem Trotzki-Artikel
(nochmals: ER war es, der die verhandlungen in die Länge zog!)
"Die fast vollständige Schutzlosig-keit
der Revolution zeigte sich bei den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk.
Niemand wollte mehr Krieg führen, weil alle glaubten, daß der
Krieg bereits etwas ganz Vergangenes sei; die Bauern griffen zum Pflug,
die Arbeiter begannen ihre Organisationen auszubauen und nahmen die Industrie
in ihre Hand ..."
Statt weiter mit dem edlen Trotzki
Krieg zu führen, jetzt rrrevolutionär, natürlich. Einfach
pflügen und die Industrie in die Hand nehmen, tststs. Wo kommen wir
denn da hin. Diese Art Aufpeitscher und politischen Halodis gilt
es zu benennen.
Trotzkis
Stimme (dradio Flash) in deutscher Sprache: alles "gesetzmäßig".
vgl. auch /tuchatschewski.html
Zu meiner Verblüffung erreichte MAI
Anfang Januar 2008 eine Einlassung zur Ehrenrettung Trotzkis von einem
Diplompolitologen Dr.M.E., der Folgendes angab:
"n Bezug auf die Positionen der Bolschewik!,
die Ihr in Eurer Darstellung Trotzkis erwähnt, besteht ein Irrtum:
1. Weil das Friedensangebot der
russischen Revolutionsregierung (ohne Annexionen und auf der
Grundlage demokratischer Selbstbestimmung)
ausschließlich durch die darauffolgende Replik
Kühlmanns (diplom. Vertretg. Deutschlands) gebremst wurde,
2. Lenin immer für eine Verschleppung
der Verhandlungen votierte (nur Sinowjew war zu Beginn für eine
bedingungslose Annahme des deutschen Räuber-
und Erpresser-"Angebots"),
3. Lenin mit Trotzki immer gegen
eine Fortführung des Krieges (sog. Bucharinpositon) argumentierte,
weil (!) diese gar nicht möglich war und die russischen Soldaten die
Schützengräben längst verlassen hatten,
4. Weil Lenin mit Trotzki
vereinbarte, die Verhandlungen entsprechend dessen (T.) Vorschlag
bis zum Bruch zu führen
und dann bei Offenlegung
des deutschen Aggressionsmotivs sofort zu kapitulieren und
Trotzki dies auch genauso durchgeführt hat (Lenin
hat dies übrigens in
den Folgejahren öfters als
den hervorragenden propagandistischen Erfolg von Brest-Litowsk
bezeichnet, dessen Verhandlungsführer ja Trotzki war).
Es gab zwar (und hier "ähnelt" Eure
Schilderung leider sehr den Stalinlügen, ich hoffe noch: irrtümlich)
nach dem Friedensangebot noch viele tote Soldaten, aber nicht durch die
Lenin-Trotzki-Linie in Brest, sondern durch die Notwendigkeit der Abwehr
der von den Westmächten unterstützten Armeen, die zum Beispiel
immerhin zur Eroberung Kiews und dadurch Erleichterung von Trotzkis Arbeit
führte.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr den
Angeklagten zu Wort kommen lassen würdet, so wie ich auch versucht
habe, Eure Darstellung zu verifizieren.
Mit freundlichen Grüßen
Das kam per Einschreiben !
Als hätten wir Probleme damit, andere
gedanken zu publizieren. Den Wahrheitsgehalt des Obigen können wir
nicht überprüfen. Die Logik sagt: das rrrrevolutionäre Gebaren
des Herrn Trotzki ganz wunderbar zu dem pa0t, was wir schrieben - was aber
nichts Beweiskräftiges an sich hat. Der Sache selbst könen wir
nicht nachgehen - somit sind hier zwei Positionen zu Trotzkis aufgeführt,
und wer Lust hat, kann sich daran abarbeiten. Uns sind die Sprücheklopfer
von heute wichtiger als die vorgestrigen, wenn man auch von anno
dunnemals lernen kann und sollte. |